7. Juli 2016

Einige Gedanken zur EM...

Die diesjährige Fußball-Europameisterschaft der Männer nähert sich ihrem Ende. Noch mehr als sonst ist der Fußball in den Medien, aber auch auf den Straßen und in den Gesprächen der Menschen präsent. Doch das ganze Jahr über spielt der Fußball in allen Klassen und Schichten der Gesellschaft sowohl hier in der BRD als auch in vielen anderen Ländern der Welt eine große Rolle: Fußball ist Volkssport!

Gerade auch in der Kultur unserer Klasse ist das gemeinsame Betreiben von Sport schon seit langer Zeit fest verankert. Und spätestens seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts hat der Fußball dabei seinen festen Platz und einen hohen Stellenwert für viele Proleten. So haben viele noch heute bekannte und beliebte Fußballvereine ihre Wurzeln in der damals stark ausgeprägten, klassenbewussten Arbeitersportbewegung.

Bis heute prägen Bolzplätze und Fußballkäfige, wie oftmals auch die Identifikation mit einem lokalen Fußballverein den Alltag und das Straßenbild der Arbeiterviertel - von Berlin - Neukölln bis in die Ghettos von Marseille oder die Armenviertel südamerikanischer Großstädte. Nationalität, Hautfarbe oder Sprache spielen auf dem Fußballplatz häufig keine große Rolle. Das gemeinsame Spiel kann somit auf einer sehr niedrigen Ebene die Klasse zusammenschweißen.


Doch die gerade laufende EM wie auch der moderne Profifußball im Allgemeinen hat beinahe nichts mehr mit dem Fußball als Arbeiter- und Volkssport zu tun. Fußball findet hier als ein bourgeoises, vollkommen durchkommerzialisiertes "Event" statt. Mit seinen Millionengehältern für Spieler und Trainer, welche der Jugend dann auch noch durch die bürgerlichen Medien als nachahmenswerte Vorbilder präsentiert werden und somit die Illuision geschaffen wird, Klassengrenzen würden sich für mehr als nur einige wenige Auserwählte durch den Sport durchbrechen lassen. Und vor allem mit seinen Milliardengewinnen für Verbände, Unternehmen, Profivereine und Medienkonzerne.

Der moderne Fußball ist Sport im Sinne und Dienste des Kapitals. Zum einen als immer wichtiger werdender Markt und zum anderen als moderne Form der schon seit den Sklavenhaltergesellschaften der Antike verbreiteten Herrschaftsstrategie "Brot und Spiele". Den Herrschenden ist es nur recht, wenn wir uns auf den Fanmeilen zudröhnen, anstatt uns für unsere Klasseninteressen und gegen dieses System zu organisieren, uns zu wehren und zu kämpfen! Wir sollen uns lieber mit den millionenschweren Spielern der Nationalmannschaft identifizieren als mit den Kämpfen und Vorbildern unserer Klasse.

Darüber hinaus zeigt sich vor allem bei der diesjährigen EM in Frankreich, wie auch beispielweise schon bei der WM 2006 in Deutschland, dass Großveranstaltungen wie diese immer auch zur Beschneidung der Rechte des Volkes, zur Erprobung neuer Repressions- und Überwachungsmethoden wie auch zur Legitimation von neuen repressiven Gesetzen und Maßnahmen genutzt werden. Nicht mal drei Jahre ist es her, dass in Brasilien Panzer durch Armenviertel rollten, um gegen massiven Widerstand des Volkes das milliardenschwere Großereignis durchzusetzen.

Trotzdem ist beinahe überall ein großes Interesse an dieser EM festzustellen. Und es ist nichts Falsches daran, zusammen mit Freunden oder Familie aus sportlichem, gemeinschaftlichem oder sonst einem Interesse die Spiele der beteiligten Mannschaften zu verfolgen.

Weite Teile der kleinbürgerlichen Autonomen und der Antifa-Szene, aber auch die widerlichen Jugendorganisationen der herrschenden bürgerlichen Parteien wie die Grüne Jugend oder die JuSos beginnen nun wie alle Jahre wieder schwarz-rot-goldene Fahnen zu einem ihrer Hauptangriffsziele zu erklären. Als Begründung hält hier wie so oft der erklärte "Anti-Nationalismus" dieser Kreise, mit dem ihm zu Grunde liegenden idealistischen Verständnis von "Nation" her. Wer seinen Balkon mit einer schwarz-rot-goldenen Fahne schmückt oder mit einem Trikot der DFB-Nationalmannschaft herumläuft, gilt als Nationalist oder würde zumindest "Nationalismus reproduzieren" und auf diese Weise die Wohlfühlatmosphäre bürgerlicher Antifa-Politzirkel stören.

Richtig ist: Die schwarz-rot-goldene Fahne ist die Fahne der deutschen Bourgeoisie und des deutschen Imperialismus. Sie steht für die Niederhaltung des deutschen Proletariats, imperialistische Raubkriege auf dem Balkan und in Afghanistan, für die wirtschaftliche Ausblutung der Länder Südeuropas durch die BRD-geführte EU und für unzählige weitere Verbrechen des deutschen Imperialismus. Für uns, als klassenbewusste, revolutionäre und anti-imperialistische Jugendliche im Herzen der imperialistischen Bestie BRD, muss klar sein: Diese Fahne ist nicht unsere Fahne! Und die BRD nicht unser Staat. Unsere Fahne ist in erster Linie die rote Fahne der Arbeiterklasse und aller Ausgebeuteten und Unterdrückten und steht für ihre vergangenen und gegenwärtigen Kämpfe um Befreiung von diesem System und für eine kommunistische Zukunft!

Jedoch identifizieren sich die Menschen, die schwarz-rot-goldene Fähnchen an ihren Balkonen und Autofenstern befestigen, damit nur in den seltensten Fällen bewusst mit der Bedeutung dieser Fahne und somit mit dem BRD-Imperialismus. Sie identifizieren sich mit einer Sportmannschaft aus ihrem Land und werden dabei - wie bereits beschrieben - durch die Propaganda der bürgerlichen Medien bestärkt, die auch beständig versucht das ganze chauvinistisch aufzuladen.

Häufig kommen diese Menschen aus den von diesem System unterdrückten und ausgebeuteten Klassen und stellen damit ausgehend von ihrer Klassenlage nicht Gegner sondern potentielle Akteure revolutionärer Politik dar. Statt diesen Menschen die Fähnchen von den Autos zu brechen und das dann als fortschrittliche Politik zu verkaufen ist es wichtig sowohl zur EM als auch das ganze Jahr über kontinuierlich revolutionäre und antiimperialistische Basisarbeit in den Arbeiter- und Armenvierteln zu entwickeln, mit den Volksmassen dort zu verschmelzen und diese Menschen für die Sache des Proletariats und den Kampf gegen das herrschende System zu gewinnen.

Die BRD ist nicht unser Staat!
Tod dem Imperialismus!

Jugendwiderstand
Juni 2016