Laut Veranstalterangaben rund 10.000 Menschen waren gestern in Berlin-Neukölln auf der Straße, um gegen Ausländerfeindlichkeit, rassistische Spaltung, Hetze, Lügen und Nazischweine zu demonstrieren. Anlass war der von Faschisten instrumentalisierte Mord an einem antifaschistischen Arbeiter in Chemnitz und die darauf folgenden, von Faschisten führend inszenierten ausländerfeindlichen Demonstrationen, bei denen es zu reaktionärer Gewalt und faschistischen Übergriffen auf völlig unbeteiligte Migranten und auf Gegendemonstranten kam.
Ursprünglich war nur eine Kundgebung unter der Parole „Ob Chemnitz oder Neukölln – auf die Straße gegen rechte Gewalt!“ für 100 Personen angemeldet. Doch schon bald bot der Hermannplatz bei konstantem Regenwetter kaum genug Platz für alle Demonstranten. Die schieren Zahlen bis zu 10.000 sind nach nur zwei Tagen Vorlaufzeit zur Mobilisierung gewiss sehr erfreulich und zeigen wie den Massen der Widerstand gegen ausländerfeindliche Hetze und faschistischen Terror, ob in Chemnitz oder in Neukölln, unter den Nägeln brennt.
Aber die insgesamt sehr wenig kämpferische Atmosphäre beim Marsch über die Sonnenallee bis zum Rathaus Neukölln – teilweise eher Feier- oder Partyatmosphäre, falsche, dumpfe oder gar keine Parolen in großen Teilen der Demonstration, sind sehr schade und entsprechen absolut nicht den Erfordernissen der Zeit: klare marxistische Analysen, verstärkte Massenarbeit im Kampf um die Köpfe und Herzen der Volksmassen und konsequenter, kämpfender Antifaschismus – auf die eigenen Kräfte bauend und sämtliche Illusionen in den bürgerlichen Staat fahren lassend.
Auch das der getötete Arbeiter Daniel bei den Gegendemonstrationen völlig in den Hintergrund gerät, als wäre das mit ihm unvermeidbar und schon in Ordnung gewesen und das Faschisten auf seinem Grab herumtrampeln und ihn benutzen, in seinem Sinne, muss in diesem Zusammenhang kritisiert werden.
Erst ein paar Tage ist sein Tod und sind die fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Chemnitz her und dem ehemaligen Karl-Marx-Stadt stehen noch weitere ereignisreiche Tage bevor. Doch zwei unserer Freunde, Konta und Disorder, haben ihre Eindrücke und Einschätzungen bereits in Form von guten kurzen Rap-Tracks verarbeitet.
Konta schreibt zu seinem Track: „Es reicht Bereits das ein Mensch in dieser Stadt in den letzten Tagen sein Leben gelassen hat. In Zeiten wie diesen ist es wichtig zusammen zu stehen. Es ist Zeit zu sehn, das wir alle gemeinsam untergehen wenn wir uns weiter durch Irrsinnige Ideologien oder auch unerhebliche Differenzen untereinander, Spalten lassen.“ und rappt auf Sankara anspielend systemfeindlich „Es sind die gleichen die uns unterdrücken, in Europa wie in Afrika regieren sie auf unserem Rücken“
Disorder widmet seine Antifa-Kampfansage dem Ermordeten und schreibt: „Im Gedenken an Daniel Hillig, Arbeiter und Antifaschist. Ruhe in Frieden, lebe im Kampf!“ und rappt „sie schreien „wir sind das Volk“ doch sie sind es nicht, nur aufgebrachte Wichser aus der bürgerlichen Mittelschicht“.
Tod dem Faschismus – Freiheit dem Volk!
(Das Foto ist ursprünglich in seiner nicht verpixelten Version von „Tim Lüddemann“ bei Twitter)