1. Oktober 2018

Zu Ehren des Genossen Jose Ebora Luneta - “Ka Pepe”

Im ostwestfälischen Bielefeld ist am 1. Mai diesen Jahres ein großer Kommunist und proletarischer Revolutionär verschieden. Die Rede ist von Kasama Pepe, einem Veteran der Kommunistischen Partei der Philippinen, der als politischer Flüchtling in Deutschland lebte und aktiv war.

Sein beeindruckender Lebenslauf führte ihn aus der revisionistischen alten KP der philippinischen Inseln über die Patriotische Jugend (Kabataang Makabayan) in die nationaldemokratische Bewegung und zur Gründung der Kommunistischen Partei CPP mit ihrer Neuen Volksarmee und der Nationaldemokratischen Front der Philippinen, deren Generalsekretär er für einen gewissen Zeitraum war. Er arbeitete im Auftrag seiner Partei im kulturrevolutionären China Mao Tse-Tungs, wo er von den chinesischen Genossen viel lernen und viel miterleben durfte. Er ertrug Knast und Folter des Feindes, entfloh diesem – nur um sich wieder in die revolutionäre Arbeit zu stürzen!

Angetrieben von tiefer Liebe zu seinem Volk und den Völkern der Welt, führte er das Leben eines aufopferungsvollen Kämpfers für die Sache des internationalen Proletariats. Es ist eine Ehre, dass er seinen Lebensabend in unserem Land verbracht hat. Als Zeichen der Anerkennung haben wir hier einen Text und Lebenslauf des Genossen übersetzt, der von dem Parteigründer Joma Maria Sison aus Anlass des Todes von Jose Ebora Luneta verfasst wurde. Mabuhay Kasama Pepe!

Jugendwiderstand



Zu Ehren des Genossen Jose Ebora Luneta - “Ka Pepe”

Von Jose Maria Sison
Gründungsvorsitzender der Kommunistischen Partei der Philippinen
3. Juni 2018



Liebe Genossen und Freunde,

bei diesem Gedenktreffen wiederholen wir unser tief empfundenes Beileid an die Familie des Genossen Jose Ebora Luneta (Ka Pepe) und an all seine Genossen und Freunde auf den Philippinen und im Ausland. Sein lebenslanger Kampf, seine Opfer und Erfolge im Dienst des unterdrückten und ausgebeuteten Volks, trösten uns alle.

Er wurde am 12. Dezember 1944 geboren und verschied am 1. Mai 2018 in Bielefeld, Deutschland, im Alter von 73 Jahren. Auf der Basis seiner lebenslangen revolutionären Arbeit und seines Kampfes, ehren wir Genossen Jose Ebora Luneta als einen herausragenden proletarischen revolutionären Kämpfer und als selbstlosen Patrioten und Diener des philippinischen Volkes seit mehr als 55 Jahren.

Er entstammte einer Mittelklassenfamilie aus Batangas City, aber entschied sich den Klassenstandpunkt, die Weltanschauung und die Methode des revolutionären Proletariats anzunehmen. Er war konstanter Ehrenschüler in der Grundschule und auf der Hochschule. Er schloss die Diliman-Universität der Philippinen im Rang des „Bachelor of Arts“ in Politikwissenschaft in Ehren in den frühen 1960ern ab.

1963 wurde er Aktivist auf Massenebene in der nationaldemokratischen Bewegung und schloss sich den Studienzirkeln zum Marxismus-Leninismus und der demokratischen Volksrevolution an. Er beteiligte sich an Massen-Protest-Aktionen von Studenten und an der urbanen und ländlichen Community-Massenarbeit in Manila und Zentral Luzon.

Er war Julie und mir persönlich nahe, da wir oft zusammen arbeiteten. Er war höchst intelligent, bescheiden und fürsorglich. Er war ernsthaft bei der Arbeit und spaßig in Phasen der Entspannung. Er war geduldig und interessiert beim erklären von Prinzipien, Richtlinien und der Vorgehensweise in bestimmten Fragen.

Er zeichnete sich durch Bildungs- und kulturelle Arbeit aus. Er wurde schon bald in die marxistisch-leninistische Kerngruppe innerhalb der alten Kommunistischen Partei der philippinischen Inseln (CPPI) rekrutiert und beteiligte sich an der Vorbereitungsarbeit der Gründung der Kabataang Makabayan (KM, Patriotische Jugend).

Er war ein führender Mit-Gründer der KM und war 1964 gewähltes Mitglied in ihrem Nationalen Rat. Er ragte weiter in der Bildungsarbeit heraus und war verantwortlich für die Bildung von KM-Kadern und Massen-Aktivisten in Süd-Luzon.

Er war aktiv in der Gewerkschaftsarbeit und beim Organisieren von Seminaren für Arbeiter in der Lapiang Manggagawa (LM). Er war ein Mitglied der LM und ihrem Nachfolger, der Sozialistischen Partei der Philippinen, welche 1965 gegründet wurde. Er nahm in der Vorbereitung und der Gründung der Bewegung für den Fortschritt des Nationalismus 1966 teil.

Er nahm an der Vorbereitung der Massenaktionen gegen das Maila-Treffen teil, das von US-Präsident Lyndon B. Johnson und seiner rechten Hand, Ferdinand Marcos inszeniert wurde, um am 24. Oktober 1966 Unterstützung für den US-Aggressions-Krieg gegen Vietnam zu verstärken. Er war ein Hauptantreiber bei der 24.-Oktober-Bewegung, die das Ziel hatte die Linie der neu-demokratischen Revolution zu verbreiten, indem sie die KM-Aktivisten zur Massenarbeit unter den Arbeitern und Bauern einsetzte.

Er lehrte Philosophie, Geschichte und Spanisch am Lyceum der Philippinen in Batangas City. Er half die KM-Ortsgruppe an der besagten Schule aufzubauen, von welcher Mitglieder rekrutiert wurden, die später revolutionäre Kader in Süd-Luzon wurden. Er rekrutierte viele seiner ehemaligen Klassenkameraden, Akademiker-Kollegen, Verwandte und Freunde für die nationaldemokratische Massenbewegung und für die Kommunistische Partei der philippinischen Inseln (CPPI).

Er war ein Schlüsselmitglied der marxistisch-leninistischen Gruppe die sich im April 1966 von der revisionistischen CPPI lossagte. Er war verantwortlich für die Übersetzung der Gründungsdokumente der CPP und von ML-Dokumenten auf philippinisch. Er hatte viele Kampfnamen, abhängig von seinem Auftrag oder seinem Einsatzgebiet. Aber sein favorisierter Kampfname war Tomas Gunte, ein Anagramm des Namens Mao Tsetung.

Anfang 1968, wurde er nach China gesandt mit dem Auftrag, die philippinische Sektion von Radio Peking zu unterstützen und er blieb in Peking bis zum letzten Jahresviertel 1969. Er verdiente sich den Respekt der chinesischen Genossen für seine fleißige und effiziente Arbeit. Er war in der Lage, die von Genosse Mao und dem Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas geführte Große Proletarische Kulturrevolution zu beobachten und zu studieren.

Er war ein Delegierter-in-Abwesenheit beim Gründungskongress der Kommunistischen Partei der Philippinen (CPP) am 26. Dezember 1968 und wurde zum Mitglied des Zentralkomitees und des Politbüros der CPP gewählt. Er kehrte Ende 1969 auf die Philippinen zurück. Er trat dem Exekutivkomitee des Zentralkomitees der CPP bei.

Er übersetzte das Lied „Ang Masa“ aus dem chinesischen Original. Das verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Massen-Aktivisten während des First Quarter Storm von 1970 (Anmerkung der Übersetzer: Kämpferische Studentenbewegung- und Unruhen in der Region Manila und Metro Manila, die hunderte Studenten in die Guerilla brachte 1 & 2). Er legte besonderes Augenmerk auf die Übersetzung und Veröffentlichung von Arbeiten beim Zentralen Verlag. Er blieb, wo immer der Zentrale Verlag lokalisiert war, sei es Capas, Baguio, Dagupan, Angeles oder Talavera.

Er nahm auch an der Feldarbeit teil, um die frühen Anfänge der Partei und der revolutionären Bewegung in verschiedenen Regionen zu überwachen, so in Isabela von 1969 – 1971, in Cagayan Valley und in der Süd-Tagalog-Region 1972.

Als das EK/ZK der CPP von 1970 bis 1972 in der Sierra Madre Waldregion von Isabela amtierte, führten wir politisch-militärisches Training mit vielen hundert Kadern und Massen-Aktivisten durch, die kontinuierlich für die Ausbreitung der Arbeit in verschiedenen Regionen des Landes eingesetzt wurden. Wir waren ebenbürtige Konkurrenten bei Schießübungen. Aber wir waren auch enge Partner, wenn wir revolutionäre Lieder und Liebeslieder des Volkes sangen.

Nach der Festnahme seines Vorgängers wurde er im Juni 1971 Generalsekretär der CPP. Er nahm an der Gründung der National-Demokratischen Front am 24. April 1973 in Baguio City teil.

1973 - 1974 nahm er an speziellem militärischen Training an der Meeresküste von La Union teil. Nach der Unterbrechung der dortigen Arbeit, kehrte er bis 1975 zur Arbeit mit dem EK/ZK in Pampanga und Nueva Ecija zurück.

Er war in der Lage seine nächsten Verwandten, vor allem seine Brüder und Schwestern, zu erleuchten und sie zu ermutigen an der nationaldemokratischen Bewegung teilzunehmen. Maxima, Romeo, Domingo, Francisco und Ernesto erlitten Festnahmen, Einkerkerung und andere Formen der Unterdrückung während Marcos faschistischer Diktatur. Die Ehefrau seines Bruders Franco, Nenita Evangelista und ihre fünfjährige Tochter wurden 1975 in Cabanatuan City zusammen mit Anderen festgenommen, und wurden dann Opfer des gewaltsamen „Verschwindenlassens“.

Julie und ich blieben und arbeiteten oft mit ihm im selben Haus, im selben Dschungellager oder im selben Gebiet. Es war immer ein Spaß mit ihm zu arbeiten und während fröhlicher Stunden Witze und Lieder mit ihm zum Besten zu geben. Als Meistersänger ertrug er meinen Gesang und ermutigte mich sogar, zu singen.

Als Ergebnis von Sicherheitsverletzungen Anderer nach dem Novemberplenums des ZK von 1975 in Zentral Luzon, wurde er in Malabon, Rizal im Januar 1976 verhaftet, während er sein eigenes Büro aufbaute.

Er und seine Genossen wurden in einem konspirativen Ort festgesetzt und stark gefoltert, durch den militärischen Geheimdienst des Feindes, bis sie in eine Haftanstalt überführt wurden. Er inspirierte seine Genossen zu widerstehen, indem er ihnen erklärte, dass sie furchtlos waren, weil sie selbstlos fürs Volk waren.

Er betrieb Bildungsarbeit und den Kampf im Gefängnis. Er wurde Vorsitzender des Gefängniskomitees und half vielen Gefangenen, in Zusammenarbeit mit Menschenrechtsorganisationen ihre Freilassung zu erreichen. 1982 konnte er seinen Gefängniswärtern entkommen, als er zu einer Zahnbehandlung gebracht wurde.

Er arbeitete in der Ilocos-Mountain-Provinz – Pangasinan Region bis 1984 und trug zu ihrer Entwicklung bei. Er wurde zur Süd-Luzon-Kommission (SLC) versetzt und saß ihr von 1984 bis 1989 als Parteisekretär vor. Er trug unter dem SLC bedeutend zur Entwicklung der Süd-Tagalog und Bicol-Regionen und der Ausbreitung der Arbeit auf den Inseln von Mindoro und Palawan bei.

Wie jeder Kader, der sich dem Kampf gegen den Feind verschrieben hat, zog er Lehren aus dem Prozess des Kampfes, erzielte Erfolge und hatte seinen eigenen Anteil an Fehlern und Schwächen, welche er im Prozess der Kritik und Selbstkritik überwand. Entsprechend den Prinzipien und Fakten, hat er Fehler und Begrenzungen sofort zugegeben und aktiv korrigiert. So überwiegen seine revolutionären Verdienste bei weitem seine Fehler.

Während er 1988 auf der Mindoro-Insel war, wurde in seiner Abwesenheit vom Süd-Tagalog-Regional-Komitee eine falsche Entscheidung basierend auf einer aktuellen Hysterie innerhalb der Partei getroffen. Er war von den vorgelegten Beweisen nicht beeindruckt, aber weil er die Entscheidung als bereits von der Mehrheit getroffen ansah, ließ er sich beeinflussen und verlieh der Umsetzung der falschen Entscheidung weitere Autorität.

Als das Zentralkomitee ihm die korrekten Prinzipien und Untersuchungsmethoden aufzeigte, Anklage, Prozess und alle Fakten, erkannte er den Fehler und nahm aktiv an der Berichtigung und Entschuldigung bei den Genossen und Barrio-Bewohnern teil. Seine Liebe fürs Volk und die Revolution inspirierten ihn, furchtbare Schwierigkeiten zu überwinden.

1990 verließ er die Philippinen um politische Arbeit unter Übersee-Philippinern zu leisten und solidarische Beziehungen mit anderen Völkern zu entwickeln. Er nutzte dabei sehr effizient seine Sprachkenntnisse (Philippinisch, Englisch, Spanisch und Chinesisch). Er durchquerte China und Libyen. Er half CPP- und NDFP-Delegationen bei der Entwicklung internationaler Beziehungen. Schließlich ging er 1994 nach Deutschland um nach politischem Asyl zu ersuchen. Seitdem lebt er als Flüchtling in Deutschland.

Er widmete sich der Verbreitung von Informationen über den Kampf des philippinischen Volks für nationale und soziale Befreiung und der Entwicklung von Solidarität zwischen dem philippinischen Volk und dem deutschen Volk, so wie auch anderen Dritte-Welt-Völkern die Flüchtlinge und Migranten-Arbeiter in Deutschland sind.

Es gelang ihm, Vereinigungen von philippinischen Migranten-Arbeitern und Flüchtlingen in Oberhausen, Düsseldorf, Berlin, Hamburg und anderswo in Deutschland und in der Stadt Luxemburg zu bilden. Er war ein respektiertes Mitglied im Deutsch-Philippinischen Freundschaftsverein. Er war auch höchst aktiv in der KARAWANE, einer Vereinigung von Flüchtlingen der Kontinente Asien, Afrika und Latein-Amerika.

1995 war er Teil des Stabs der CPP-Delegation zur vierten Internationalen Konferenz Marxistisch-Leninistischer Parteien und Organisationen (ICMLPO) und in den darauf folgenden internationalen Konferenzen und Treffen und den Aktivitäten der gemeinsamen Koordinierungsgruppe (JCG) der ICMLPO.

Die Verantwortlichen seiner Arbeit in Deutschland wie auch seine deutschen und nicht-deutschen Genossen und Freunde unter den Kommunisten und Fortschrittlichen, die Übersee-Philippinischen Arbeiter und Flüchtlinge aus verschiedenen Ländern können davon Zeugnis ablegen.

Bei dem Gedenktreffen, das am 21. Mai in Bielefeld abgehalten wurde, drückten seine Genossen und Freunde aus verschiedenen Ländern ihm ihren höchsten Respekt, ihre Liebe und ihre Dankbarkeit dafür aus, dass er ihr revolutionäres Bewusstsein, ihre Militanz und ihren Sinn des proletarischen Internationalismus und der Solidarität unter den unterdrückten Völkern erhöht hat.

In seinem ganzen Leben als proletarischer Revolutionär hat er zahlreiche signifikante Beiträge zum Wachstum und zur Stärkung und Fortschritt der CPP und der demokratischen Volksrevolution auf den Philippinen gemacht, ebenso wie zur Entwicklung proletarisch-internationalistischer Verbindungen und Solidaritätsverbindungen mit den Völkern der Welt.

Wir sind entschlossen die Erinnerung und das Vermächtnis von Ka Pepe zu verewigen und zu verbreiten. Sie werden uns und zukünftige Generationen weiter inspirieren. All seine Leistungen und seine beispielhaften Taten sind ein fester Bestandteil der wachsenden demokratischen Volksrevolution auf den Philippinen und der wiederauflebenden proletarischen Weltrevolution geworden.