27. März 2019

Selbstkritik eines Genossen und Kommentare zum Thema Transsexualität

Mittels einiger Screenshots von vermeintlichen JW-Sympathisanten versuchen verschiedene politische Gegner massiv Stimmung und Hetze gegen den Jugendwiderstand zu verbreiten und immer wieder werden solche emotionalen, spontanen - und eben manchmal auch einfach falschen - Statements von Einzelpersonen dann als organisatorische Position des Jugendwiderstand dargestellt. Ein Genosse der einige sehr viral gehende Posts zum Thema “Transsexualität“ getätigt hat, veröffentlichte nun eine offene Selbstkritk sowie eine weiterführende persönliche Stellungnahme zu dem Thema. Wir dokumentieren diese hier, ebenso wie die Stellungnahme einer weiteren Genossin zu diesem Thema:


Hallo Freunde!

Facebook ist ja sowieso so ein umstrittenes Medium für politische Diskussionen. Nichtsdestotrotz lasse ich mich selbst immer wieder hinreißen und diskutiere in Kommentarspalten mit jedem x beliebigen Idioten andauernd jede x beliebige Scheiße. Die dabei entstehenden Diskussionsstränge sind allerdings nicht nur für meine persönliche Politblase zu lesen, sondern oft für jeden möglichen Menschen und auch oft für den politischen Gegner.

Dieser Screenshot hier ist zwar schon etwas älter, hat allerdings ordentlich die Runde gemacht und ist ein ziemlich wirkungsvolles Werkzeug in den Händen unserer Feinde geworden, wenn es darum geht uns unsere Menschenverachtung zu attestieren.



Diese Tatsache allein sollte sich der ein oder andere, wütend kommentierende, zu Herzen nehmen, wenn er das nächste mal kurz davor ist seinen Hass auf den politischen Gegner in die Tastatur zu hauen, aus Frust über die Anonymität des Internets und seiner Eigenart jedem Strolch die Plattform zu bieten, rumzuprovozieren und zu beleidigen, oder schlimmeres, ohne das es eine Konsequenz nach sich ziehen würde.

Ich bin allerdings auch mittlerweile zu dem Schluss gekommen, dass das, was ich da in einem Anfall von Internetrambotum niedergeschrieben habe, nicht so ganz richtig ist. Weil ihr, meine Facebookfreunde, die Adressaten meiner Kommentarspaltenergüsse seid, lege ich vor euch eine kleine Selbstkritik ab.

Nicht, weil ich plötzlich der Meinung bin, Transsexualität sei etwas gutes, oder unterstützenswertes, auch nicht, weil ich der Meinung bin, Transsexualität sei plötlich eine Form des Unterdrückt - Seins, an der man als Revolutionär anzusetzen habe.
Dazu ein paar inhaltliche Worte, um das Ganze hier nicht zu einer leeren "Entschuldigung" zu machen:

Im Gegenteil, bin ich immernoch der Meinung Transsexualität ist, in der Form in der sie uns heute oft begegnet, mehr eine gesellschaftliche Verwirrung, ein kulturelles Phänomen, als ein biologisches Problem.

Transsexualität ist ein Phänomen, welches auf eine Identitätsstörung zurückgeht. Ein marginaler Teil der Menschen leidet an der psychischen Krankheit, sich vom Kopf her nicht so zu fühlen, wie es die hormonelle Zusammensetzung im Körper für einen vorgesehen hat.

Wie bei allen Identitätsstörungen, gibt es nach der Diagnose verschiedene Behandlungsoptionen, wovon eine, die hormonelle Therapie samt anschließender OP ist. Andere Behandlungsansätze legen allerdings den Fokus auf eine psychoanalytische Therapie und die Hilfe im Alltag mit der Identitätsstörung zurechtzukommen. Anhänger beider Behandlungsansätze machen sich einander Vorwürfe und widersprechen sich. Ich will diese Diskussion hier nicht abbilden.

Worin sich beide einig sind: Neben dem Phänomen der Transsexualität, gibt es das Phänomen der Pseudotranssexualität. Die Pseudotranssexualität ist ein, immer häufiger auftretendes Phänomen und, wie die Transsexualität ebenfalls eine Krankheitsdiagnose. Allerdings ist die Pseudotranssexualität immer eine Differenzialdiagnose, die mit anderen psychischen Erkrankungen, wie Borderline, oder manischen Depressionen einhergeht.

Meine Kritik soll jenen gesellschaftlichen Trend treffen, welcher Trans und Pseudo Transsexualität normalisiert und zu einem weit verbreiteten biologischen Phänomen verklärt.

Ich habe mich mit einer Pflege und Erziehungskraft aus einer psychiatrischen Jugendhilfeeinrichtung unterhalten. Sie hat mir erzählt, dass es einen ansteigenden Trend von Jugendlichen mit Borderline Diagnose gibt, welche sich eine Transsexualität einreden und mitunter von den Krankenkassen bereits Hormontherapien und / oder schlimmeres bewilligt bekommen und nach ein paar Wochen bemerken, dass sie sich das alles doch nur eingeredet haben. Hormonkuren und operative Eingriffe hinterlassen bleibende Schäden. Das Ausleben von solchen, eingeredeten Identitätsstörungen, verschlimmert die Ursprungsdiagnose der Patienten.

Die Ursachen dieser Normalisierung sind die irrationalistische Queer Theory und ihre Apologeten an den Universitäten, in Popkultur, Politik Funk, Fernsehen und Facebook. Diese Apologeten sind in den allermeisten Fällen auf dem Standpunkt des BRD und EU Imperialismus. Dieser fördert diese Pseudowissenschaft nämlich, da sie ihm prima in die imperialistische Agenda passt. Die Thinktanks der EU klagen immer wieder die Rückständigkeit Russlands in Fragen von Homo und Transsexualität an und installieren unruhestiftende NGOs in Ländern, die ins Feindbild passen unterm Deckmantel der Demokratie, des Liberalismus und der Diversität. Das trifft natürlich auch auf die Homosexuellenszene zu. Ein gutes und aktuelles Beispiel ist der Star der diesjährigen Buchmesse in Leipzig, die kriegshetzende Lesbe Masha Gessen, die im Namen der LGBTQ Community Russland dämonisiert und von allen großen Zeitungen und Verlagen des BRD Imperialismus mit Kusshand empfangen wird.

Die Transsexuellen und (zu echten Transsexuellen verklärten) Pseudotranssexuellen, werden in dieser Agenda zum imperialistischen und außenpolitischen Werkzeug missbraucht.

Meine Selbstkritik zielt vor allem auf meine beleidigende und falsche Wortwahl ab. Auch die Pseudotranssexuellen sind, letzten Endes leidtragende dieses gesellschaftlichen Trends und dieser kulturellen Verklärung einer psychischen Krankheit. Es ist richtig diese imperialistische Kultur abzulehnen und sie zu bekämpfen. Darunter fallen auch die pseudowissenschaftliche Queer Theory und die abstoßenden Sexpartys der vollkommen sexualisierten und hedonistischen LGBTQ Community.

Es ist falsch mit undifferenzierten Pauschalurteilen loszuziehen und mit Beleidigungen um sich zu werfen, grade als Revolutionär. Niemals sollten wir den Massen gegenüber überheblich, von Oben herab oder arrogant auftreten.

Ich möchte darauf hinweisen, dass die Korrektur meiner Ansicht durch Kritik von Sympathisanten des Jugendwiderstand erfolgte. Das, was ich im Screenshot von mir gegeben habe ist meine Privatansicht gewesen und keine Organisationsposition. Ebenso wie diese Korrektur. Der Jugendwiderstand hat zu diesem Thema bis jetzt keine verbindliche Position herausgearbeitet und es wird in der Tat noch darüber diskutiert. Was aber für den Großteil der Sympathisanten klar war, ist das meine beleidigenden Kommentare dumm und unkommunistisch sind. Das ist mir so auch gesagt worden. Grade vor dem Hintergrund, dass ich denke, dass die revolutionäre Bewegung eine skeptische Haltung in der Frage der Transsexualität an den Tag legen sollte, schwächen solche Ausfälle natürlich diese Position gegenüber denen, die die bürgerliche Queer Theory in die revolutionäre Bewegung tragen wollen.

Schönes Wochenende!

P.S.: Wer sich wirklich mal wissenschaftlich mit dem Thema Queer Theory auseinandersetzen will, dem sei dieser wirklich gute Artikel ans Herz gelegt:
https://internet-evoluzzer.de/mars-versus-venus-teil-1-der-irrationalismus-der-queer-theorie/?fbclid=IwAR2Z-wAyyakN6_gzTg2O2aITmw-0Bgs_MTleQRwpRWZLvd2rW_c-XZ73c-8



Stellungnahme einer Genossin zum Text des Genossen:

Ich find’s gut, wenn wir alle darüber nachdenken, welche Wirkung unser Online Verhalten hat. Dass du keine Transsexuellen mehr im Internet beleidigen willst, find’ich auf jeden Fall nice, Props dafür :D

Ich fass ma zusammen was ich grad zu dem Thema denke, hab‘ dazu immer noch keine konsistente Haltung. Für mich gibt’s, wenn wir über Transsexualität sprechen, 2 Phänomene:

1. Menschen mit abweichenden Genderfeels, die eine OP gar nicht für notwendig erachten um "ihr Geschlecht zu wechseln". Ist für mich Humbug, der nur durch die strenge patriarchale Rollenverteilung der Geschlechter erklärbar ist. Wer denkt, dass er als Mann "männliche" Sachen machen muss, aber weil er gern "weibliche" Sachen macht folglich eine Frau ist, hat ein Problem mit dem ihm zugeschriebenen Rollenbild, aber ist nicht Trans. Das Geschlecht ist eine biologische Kategorie und keine soziale.

2. Körperdysphorie. Wodurch diese entsteht, weiss die Wissenschaft bis heute nicht so genau, und ich find's daher lästig als Nicht-Biologen darüber zu diskutieren. Als erwiesen gilt, dass es nicht hormonbedingt ist, sich die Anlage zu dieser Körperdysphorie allerdings bereits im Mutterleib bildet. Hirnwissenschaftler konnten mittlerweile neuronale Entsprechungen für das Geschlechtsempfinden in den Vernetzungen des Gehirns feststellen. Menschen mit Körperdysphorie lagen bei diesen Forschungsergebnissen immer zwischen Männern und Frauen. Das spricht gegen die Vorstellung einer reinen Identitätsstörung.

So oder so - es ist im klinischen Sinne eine Krankheit, die behandlungsbedürftig im Sinne von Psychotherapie, Hormontherapie, geschlechtsangleichender Operation etc ist. Und wie alle Krankheitsbehandlungen sollte auch diese in einer sozialistischen Gesellschaft vom Staat übernommen werden. Eine Geschlechts-OP ist ja keine Schönheits-OP.

Du sagst, Transsexualität sei nichts Gutes oder Unterstützenswertes. Also eine Krankheit ist ja nie "unterstützenswert", aber die Menschen, die unter ihr leiden (und das eben mehr als nötig dank Diskriminierung auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt, dank gesellschaftlicher Ächtung außerhalb urbaner Metropolen wie Berlin oder Hamburg) und ihre Kämpfe sind unterstützenswert. Es gibt neben den von dir beschriebenen Degenerationserscheinungen in der Queer Community auch eine revolutionäre Linie, die - an den Stonewall Riots oder an der LGSM( Lesbians and Gays Support the Miners), ner Allianz von Homos und Transen in GB, die erfolgreich Solidarität für die Bergarbeiter Streiks organisiert hat, orientiert - den Kampf nicht nur für ihre eigenen Rechte führt, sondern den Staat als Ganzes angreift.

Letztendlich find' ich den Umgang, den die DDR mit Transsexualität hatte, vorbildlich und denk daran kann man sich orientieren. Find‘ die Verfügung des DDR-Ministeriums für Gesundheitswesen grad nich mehr, aber die fand’ich auf jeden Fall gut.