24. Januar 2019

Bericht & Fotos: Das Lenin-Liebknecht-Luxemburg-Wochenende 2019 in Berlin

Den Abschluss des alten und die Einleitung des neuen Kampfjahres bildet für unsere Bewegung traditionell das Lenin-Liebknecht-Luxemburg-Wochenende in Berlin, an dem wir ein ehrenvolles Gedenken für unsere Märtyrer, für alle im Kampf um Befreiung und für den Kommunismus gefallenen Genossinnen und Genossen, durchführen.

Im 100. Jahr der Gründung unser Partei – der Kommunistischen Partei Deutschlands – durch die Genossen Liebknecht und Luxemburg, haben wir starke Zeichen gesetzt und aller Hetze zum trotz, das kommende Kampfjahr 2019 für die rote Jugend würdig eingeleitet.

Vor 100 Jahren befeuerte die bürgerliche Presse die Ermordung unserer Parteigründer Liebknecht und Luxemburg mit offenster antikommunistischer Hetze. Heute versuchte die bürgerliche Presse in bewährter antikommunistischer Tradition und in Einklang mit anderen Reaktionären im Vorfeld unseres Gedenkwochenendes durch Verbotshetze, Denunziation, Lügen, Rufmord und Verleumdungen auf allen möglichen Kanälen, von auflagenstarken Printmedien bis Onlinezeitungen, vom Radio bis ins Fernsehen und auf Verblödungs-Social-Media-Plattformen sowieso, eine Stimmung und ein Klima der Repression und der Eskalation gegen die revolutionäre Jugend – und vor allem den Jugendwiderstand – zu erzeugen. Ein ernstes Anliegen war es ihnen dabei besonders, den Jugendwiderstand in der politischen Widerstandsbewegung zu isolieren und für die „linke Szene“ zum bekämpfenswerten Feind zu stilisieren.


Mit ehrlichen Solidarisierungen von anarchistischen Aktivisten über Antifagruppen und trotzkistischen Jugendorganisationen bis hin zu internationalen Kämpfern in Rojava/Nordsyrien, ist dieses Anliegen bereits im Vorfeld gescheitert und hat teilweise den gegenteiligen Effekt ausgelöst. Mit dem LLL-Wochenende konnten wir dieser Phase einen guten Abschluss setzen und leiten nun ein Jahr ein, in dem vieles anders wird.

Hinter uns liegt nun ein sehr erfolgreiches und intensives Wochenende. Es bestand im wesentlichen aus 5 Teilen: einer Konferenz der roten Jugend, einer internen Kulturveranstaltung in Neukölln, der LL-Party in Kreuzberg, der Demonstration zum Friedhof der Sozialisten in Lichtenberg und einer selbstbestimmten Aktion im Ernst-Thälmann-Park.

Die Konferenz der roten Jugend war in diesem Jahr eine eindrucksvolle Demonstration der Einheitlichkeit und Geschlossenheit der proletarischen Jugendbewegung die sich basierend auf dem MLM in den letzten zwei Jahren in unserem Land entwickelt hat. Es zeigte sich, wie sehr die Arbeit gerade im letzten Jahr in verschiedenen Teilen der Republik, von Ost bis West, vorangekommen ist und entwickelt wurde. Es wurde geschlossen klar gemacht, wohin die Reise geht und was die nächsten Schritte für uns alle sind, wenn wir das Vermächtnis unserer Vorkämpfer erfüllen wollen. Außerdem erreichten Grüße der Kommunisten von den Philippinen und anderer Organisationen die Konferenz, die diese Ehre sehr zu schätzen und zu würdigen wusste. Beendet wurde die Konferenz mit unserer Hymne – der Internationale – und einem schallenden „Rot Front!“.

Der Abend wurde in Neukölln mit einer internen Feier fortgesetzt, bei der in diesem Jahr mit über 120 Genossinnen und Genossen mehr Gäste als je zuvor teilnahmen und die gewachsenen Reihen der Bewegung verdeutlichten. Es traten mit Taktikka, Detweiler, Masur, Lucari, KGB, Cano sowie Disorder und Overflow aus Österreich, einige Rapper der neuen roten Jugendbewegung auf und zeigten, das roter Rap sowohl Stimme und Sprachrohr des Volkes als auch Waffe im Kampf sein kann. Auch die traditionelle Kultur unserer Klasse wurde gepflegt und hochgehalten. So performte ein kleiner russischer Frauenchor das sowjetische Weltkriegs-Lied „Katjuscha“, ältere Genossen aus der antirevisionistischen ML-Bewegung in der BRD sangen stimmgewaltig ein Partisanenlied und der ganze Raum gemeinsam die Arbeiterlieder „Roter Wedding“, „Auf ihr Arbeiter Brüder“ und das Thälmann-Lied. Nach genossenschaftlichem Beisammensein, vielen Diskussionen und Gesprächen zog ein Teil dann gemeinsam nach Kreuzberg zum Schlesischen Tor.

Dort findet Jahr für Jahr die „LL-Party“ der ARAB statt. Wir übten in der Vergangenheit scharfe Kritik an dieser Veranstaltung und ihrer Ausrichtung – unser interner Kulturabend ist in vielerlei Hinsicht als eine rote Gegenveranstaltung entstanden:

„Damit wollen wir auch ein Signal gegen den völlig unangemessenen hedonistischen Dreck setzen, den manche Kräfte an diesem Wochenende zelebrieren und quasi auf den Gräbern unserer Märtyrer bis in den Morgengrauen stampfen und Lines ziehen, während sich selbstironisch-sarkastisch oder unter scheinheiligen revolutionären Mottos über unsere Kultur und die Kämpfe unserer Klasse lustig gemacht und nichts mehr ernst genommen wird. Wir wollen mit unserer Kultur Krieger erziehen und nicht einen Haufen verballerter Junkies, die am nächsten Morgen auf der Demonstration kaum grade stehen können, falls sie überhaupt erscheinen.

Wir haben im allgemeinen nichts gegen die Acts und Künstler, die bei diesen Veranstaltungen auftreten – einige begreifen wir sogar ganz klar als Genossen – jedoch sollten sie sich über ihre Verantwortung, gerade gegenüber der Jugend, im Klaren sein. Es gilt eine neue, bewusste, proletarische Kultur zu entwickeln. Eine neue Ernsthaftigkeit im Hinblick auf unsere Aufgaben und alles was mit ihnen zusammenhängt, denn die Revolution ist alles andere als eine große Party. Unsere Feier war ein guter Schritt in diese Richtung, der gewiss noch beträchtlich ausgebaut werden wird.“


Diese Kritik teilen wir auch weiterhin entschieden. Doch vor dem Hintergrund der Isolationsversuche und Hetze war das ehrlich gemeinte Angebot der Veranstalter unsere besonders im Fokus der Repression stehenden Künstler als Special-Guests auftreten zu lassen, eine Geste der Solidarität die wir annahmen – was uns auch die Möglichkeit bot, den Geist, den Klassenhass und die straighte rote Linie, die wir auch an diesem Wochenende für angebracht halten, auf die Bühne der LL-Party zu tragen. Vor mehreren hunderten Gästen konnten so auch hier bei solidarischem Klima, starkem Support und ohne Zwischenfälle klare Inhalte vermittelt werden. Um es mit den Worten von Taktikka zu sagen:

„Außerdem hatten Detweiler und ich auf der diesjährigen Liebknecht-Luxemburg Party in Kreuzberg einen unangekündigten Auftritt, dazu nur ein paar Worte: Wie wir schon auf der Bühne gesagt haben - wir finden es nachwievor unangemessen, zu diesem Anlass und am Vorabend dieser Demonstration bis in die Morgenstunden zu feiern, Drogen zu nehmen und das ganze als Teil des Gedenkens unserer Vorkämpfer zu deklarieren, deshalb auch unsere Ansage an die Gäste, nicht zu viel zu trinken, früh zu gehen und am nächsten morgen fit zu sein. Wie das geht, das haben wir am nächsten Tag mit dem Roten Jugendblock auf der Demonstration gezeigt.

In erster Linie wollen wir uns aber Bedanken, bei denen die uns die Bühne geboten haben, und es ermöglicht haben, in einer Zeit der übelsten Hetze und Denunziation die Versuche der Isolation zu brechen. Wir haben Roten Rap auf die Bühne gebracht, proletarisch und ohne Blatt vor dem Mund. "Antideutsche sind keine Linken", „Die BRD ist nicht unser Staat – alle Macht dem Proletariat“ und "Viva, Viva Palästina", das waren die Parolen die in den Pausen durch den Raum geschallt haben, auch andere Künstler haben sich klar Positioniert. Ein Transparent in Solidarität mit dem Volkskrieg auf den Philippinen schmückte den Saal. DAS sind die Resultate eurer Hetzkampagnen und Isolierungsversuche.

Zum Schluss nochmal ein dickes Danke an alle die da waren und uns supportet haben, auch Danke nochmal an jeden Einzelnen der anderen Künstler, wir sehen uns!“


Am nächsten Morgen stellten wir dann mit um die hundert Genossen einen verdammt starken und disziplinierten roten Jugendblock unter den Fahnen unserer Bewegung in Deutschland. Wir stellten uns wie in den vergangenen Jahren zwischen den Freunden der türkischen/kurdischen Parteien und Organisationen TKP/ML, ATIK, Yeni Kadin, MLKP, MKP und ADHK auf. Das diesjährige Fronttransparent „Ihre Partei lebt in uns – Rote Jugend voran!“ gab dabei die inhaltliche Marschrichtung vor. In Parolen wie „Trotz Verbot nicht tot: KPD“ und dem Aufzählen zahlreicher Märtyrer der sozialistischen Revolution in Deutschland, wie Olga Benario und Ernst Thälmann, wurde ein würdiges und kämpferisches Gedenken im 100. Jahr der KPD-Gründung realisiert. Insgesamt war sehr erfreulich, dass die Gesamtdemonstration um einiges größer war, als in den letzten Jahren. Wie die BZ im Nachgang fleißig herbeihetzte:

„Sie kamen mit roten Nelken, hielten kommunistische Spruchbänder hoch und brüllten die Weltrevolution herbei: Über 10.000 Menschen marschierten am Sonntag zur „Gedenkstätte der Sozialisten“ in Friedrichsfelde. Darunter viele erklärte Gegner unserer Demokratie. Genau einhundert Jahre nach der Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht am 15. Januar 1919 ergoss sich der Demonstationszug sechs Stunden lang zum Zentralfriedhof. […]
Bei Dauerniesel bot der Demonstrationszug ein chaotisches Bild aus Kommunisten, Maoisten, Stalinisten, Anarchisten, Sozialisten. Alle sangen und brüllten ihre eigenen Lieder und Sprüche. Den Meisten gemeinsam ist die antidemokratische Ausrichtung. Martialisch marschierten 100 schwarz gekleidete Mitglieder des „Jugendwiderstands“. Die aggressive und antisemitische Gruppe verherrlicht Mao und Stalin.“


um kurz danach mit „Der Umstand ihrer Ermordung macht sie bei Linken zu Märtyrern. Dabei übersehen viele ihr undemokratisches Denken und Handeln. Wir hatten genug sozialistische Experimente.“ ihre Ermordung zu legitimieren. Nachdem die “Antisemiten“ vom Jugendwiderstand also Stalin verherrlichten, unter dem es auf Antisemitismus harte Strafen gab und der den Holocaust beendete, gedachten sie der – laut BZ bzw. dem zitierten CDU-Politiker – zu recht von faschistischen Antisemiten ermordeten polnisch-jüdischen Kommunistin Rosa Luxemburg. Folge einer dieser Dialektik...

Auf dem Friedhof, am Schandfleck des sogenannten „Gedenkstein für die Opfer des Stalinismus“, vor dem antikommunistische Stiftungen aus Anlass des Tages der Ermordung von Luxemburg und Liebknecht Kränze mit dem Slogan „Nie wieder Kommunismus“ ablegten, riefen wir den anwesenden rechten und “linken“ Antikommunisten die Parole „Eure Heuchelei ist der letzte Dreck – dieser Stein gedenkt Wehrmacht und SS“ und „Ihr habt den Krieg verloren“ entgegen, was teilweise von den Vorbeiziehenden mit Applaus kommentiert wurde. Weiter wurde auf die Provokation nicht eingegangen, auch wenn die vorm Stein wartenden Linkspartei-Berufspolitiker Oliver Höfinghoff und Anne Helm, die ihren letzten sinnvollen Job als Synchronstimme von Schweinchen Babe leistete, gespannt auf mehr Skandalträchtiges warteten.

Im Friedhofsrund sangen wir gemeinsam mit vielen anderen Genossen das Liebknecht und Luxemburg gewidmete Arbeiterlied „Auf auf zum Kampf“ und die Internationale und verließen im Anschluss das Gedenken in Lichtenberg.

Danach nahm ein Teil unserer Genossen sich noch im Prenzlauer Berg vor der Statue Ernst Thälmanns, des letzten anerkannten Führers unserer Partei und unserer Klasse in Deutschland, mit Rauch, Fahnen, einer kurzen Ansprache und einem großen Banner „100 Jahre KPD – Trotz Verbot nicht tot!“ selbstbestimmt den Raum um unsere Vorkämpfer zu ehren und hochzuhalten.

Der Weg fürs nächste Jahr ist klar: Fünf Finger sind eine Faust – Rote Jugend voran!