31. Mai 2017

Offener Brief an den politischen Gefangenen Pat

Lieber Pat,

Jetzt haben sie dich in die Zelle gesteckt. Für 6 lange Jahre sollst du dort schmoren und die Wand anstarren. Dich "besinnen" und einknicken. Dich unterwerfen!

Für eine Wanne und ein paar Fensterscheiben. Für eine lächerliche Lappalie, gemessen an ihren Verbrechen. Gemessen an dem Hungertuch des griechischen Volkes, welches für den Extraprofit der deutschen Imperialisten ausgepresst wird. Gemessen an den Kriegsverbrechen der Bundeswehr in afghanischen Dörfern. An den bestialischen Morden an Oury Jalloh, Dennis „Jockel“, Sliman Hamade und vielen Anderen durch die deutsche Polizei. Gemessen an dem Leid all deiner Zellengenossen, die fürs Schwarzfahren, Sprühen oder Kiffen in die Zellen geschlossen werden. Gemessen an den Morden durch die vom deutschen Staat finanzierte Naziterrorbande NSU und gemessen an den über 180 von Nazibanden Ermordeten seit 1990. Von Nazibanden, welche sich diese Bourgeoisie bis heute in der Reserve hält und mit Geld und Waffen versorgt. Nazibanden welche im Viertel Connewitz, wo du gewohnt hast, wahllos vagabundierend Döner- und andere Läden zerstört haben. Was ist eine Wanne und ein paar Fensterscheiben, gemessen an den Zwangsräumungen durch die Gentrifizierung? Gemessen an der Realität der Leih- und Zeitarbeiter, die jeden Tag harte Arbeit leisten und sich nicht einmal eine Woche Urlaub im Jahr leisten können.

Was ist schon ein verdammter Bullenwagen für einen Staat, der bis an die Zähne bewaffnet ist und sich ständig weiter aufrüstet auf Kosten des Volkes? Du hast es sicher mitbekommen, dass sie die Städte voll mit den Plakaten der Bundeswehr geschissen haben, bevor du weggesperrt wurdest. Hast sicher mitgekriegt, wie sie die BFE Plus zur Aufstandsbekämpfung ins Leben gerufen haben. Während sie den Angriff auf einen verdammten Wagen in der Springerpresse verurteilen, dich an den gesellschaftlichen Pranger stellen und dem Volk zurufen: „Seht her, das ist die Chaotenbande! Ihre Köpfe müssen rollen!“.

Dein Solikreis sagt sie wollen ein Exempel an dir statuieren. Doch wir denken das stimmt nicht unbedingt. Christian Klar zum Beispiel hat 26 Jahre Knast bekommen für seine RAF-Aktivitäten. Nach 22 Jahren wurde geprüft, ob er früher entlassen werden kann, wegen guter Führung. Weil er sich aber in einer Videobotschaft an die Rosa Luxemburg Konferenz dem venezuelanischen Regime gegenüber sehr wohlwollend aussprach, ließen sie ihn die volle Strafe absitzen. Noch einmal 4 Jahre drauf!

Führ dir das mal vor Augen: Sie lassen einen Menschen 4 Jahre in der Zelle schmoren, weil er seine linke Gesinnung noch nicht voll abgelegt hat. Es ging in Klars Aussage nicht etwa um den Volkskrieg in Indien oder Peru oder eine lateinamerikanische Stadtguerillagruppe. Es ging um eine von der UN anerkannte Regierung, mit der die deutsche Bourgeoisie im Widerspruch steht. Sie wollten, dass er auf die Knie fällt und Demut zeigt.

Einen Menschen für 4 Jahre hinter Gittern zu schicken, weil er eine Gesinnung nicht ganz abgelegt hat, aber auch einen Menschen für 6 Jahre wegzusperren und ihn öffentlich an den Pranger zu stellen und zu beleidigen, ja selbst das der Bulle in der Wache sich direkt die Maschinenpistole geschultert hat, zeigt uns eines ganz klar: Sie sind hysterisch.

Der Imperialismus ist in einer allgemeinen Krise. Einer Krise ohne Ausweg. Er rast auf seinen eigenen Untergang zu. Das ist eine Tatsache, die nicht nur wir als Leninisten anerkennen, sondern auch die Imperialisten selbst wissen wie es um sie bestellt ist. Sie wissen das sie die Welt aufgeteilt haben. Wissen das die Völker der Welt sie hassen bis aufs Blut. Wissen, das sie aus der heimischen Arbeiterklasse kaum noch mehr rauspressen können und wissen auch, dass sie deren Privilegien abbauen müssen, wenn sie es versuchen wollen. Die Jagd nach dem Extraprofit erreicht ihre Zielgerade. Der Gipfel dieser Entwicklung kann nur der Todesstoß dieser Bestie durch die proletarische Revolution sein.

Auch wenn die subjektiven Faktoren sehr unterentwickelt sind, sind die objektiven Faktoren ein Fakt, der ihnen Sorgen bereitet. Ihr System stirbt. Deswegen hauen sie wie eine verwundete Bestie nach jeder klassenbewussten, widerständigen Regung. Schreien puterrot ihre Lakaien an durchzugreifen, bei der klitzekleinsten Regung der Rebellion. Ziehen alte Trümpfe aus dem Ärmel um die Klasse zu spalten bevor sie sich eint, wie den Chauvinismus und den Rassismus. Bauen alte Erfolgsmodelle wieder auf, wie den Sozialfaschismus, mit einem nett lächelnden Martin Schulz, der sich der Sorgen und Nöte der Arbeiterklasse annimmt und sie in die Beteiligung am imperialistischen Apparat umwandelt, der ja grade die Schuld an ihrer Lage trägt! Auch der Faschismus erhält wieder verstärkt Einkehr. Mit der AfD haben sie ein alternatives Herrschafts- und Verwaltungspersonal und mit „Gemeinsam sind wir stark“ und ihren Nazischlägertrupps haben sie eine stattliche Reserve für ihre Säuberungstrupps in den Straßen. Damit haben sie sich einen Plan B zurechtgelegt, falls die liberale europäische Maske ihren Dienst am Kapital nicht mehr erfolgversprechend genug verrichtet.

Was du gemacht hast, dass war Ausdruck dieser Entwicklung, denn es gibt nicht nur die da oben. Es gibt auch uns hier unten und mit dem Zusammenbruch ihres kranken Systems verschlimmert sich auch unsere Situation. Bei dem Leben was sie uns schaffen, den Löhnen die sie zahlen, den Bullen die sie in unsere Viertel schicken und dem Naziterror den sie zu verantworten haben, brauchen sie sich über brennende Autos gar nicht wundern und das tun sie auch nicht. Die Jugend wird immer rebellieren und zwar solange, bis sie endlich um Gnade winseln. Es werden weiter Steine in die Wachen fliegen, es werden Autos brennen, es werden Polizisten angegriffen werden. Und das ist auch gut so!

Mit der Entwicklung des subjektiven Faktors, wird es noch besser: Wenn unsere Klasse endlich wieder eine Partei hat, dann werden wir ihnen die Schläge versetzen, die sie wirklich treffen und die ihnen weh tun. Gemeinsam mit den Völkern der Halbkolonien Griechenlands und Polens werden wir den BRD-Imperialismus zu Grabe tragen.

Wir haben deine Selbstkritik gehört und finden sie grundverkehrt. Du hast gesagt es sei individueller Terror den Staat anzugreifen, „wenn man keine Massenbasis hat“. Dabei entsteht doch die Massenbasis grade im Kampf! Das weißt doch grade du am besten. Als wir dich mal gefragt haben, wieso du dich grade der trotzkistischen Gruppe REVOLUTION angeschlossen hast, sagtest du: „Die nehmen den Kampf gegen die Faschisten wenigstens auf!“.

Und genau das ist der Punkt: Die Köpfe und die Herzen der Volksmassen, bekommt nur wer kämpft. Die Jugendlichen mit denen wir arbeiten feiern dich für deine Aktionen. Die Jugend unserer Klasse hasst die Bullen. Was wir brauchen, das ist nicht weniger Klassenhass und Aktionen gegen den Feind: Was wir brauchen ist ein konsequenterer und tieferer Klassenhass! Einer der bereit ist seine Aufgaben anzunehmen. Eine Partei als führendes Zentrum zu errichten um koordinierte und wirklich schmerzhafte Schläge gegen den bürgerlichen Staat durchzuführen. Der Klassenhass muss die Machtfrage stellen. Der Klassenhass braucht ein führendes Zentrum und eine ständige planmäßige Intensivierung der Auseinandersetzung um eine siegreiche Perspektive zu haben. Und wenn er diese Perspektive hat, dann wird er Stück für Stück eine breite Massenbasis bekommen.

Dann und auch nur dann. Denn keine zahnlose sozialdemokratische Pseudobewegung mit einer roten Fahne hat das Recht die Führung unserer Klasse zu übernehmen. Und unsere Klasse wird sich ihr auch nicht anschließen. Auch kein naiver Haufen von unorganisierten Chaoten wird diesen Anspruch stellen können. Und auch ihnen wird die Klasse nicht folgen.

Was wir brauchen, ist die Machtfrage im Zentrum unserer Politik. Der Kampf im Zentrum der Massenarbeit. Die Jugend und die ärmsten und breitesten Teile der Massen, das Proletariat und seine Frauen, die alleinerziehend sind und im Niedriglohn arbeiten, die hoffnungslose Jugend im Imperialismus, die in die Kriminalität verdammten Migrantenkids und die Gastarbeiter. Sie alle haben keine Angst vor Gewalt und niemand von ihnen braucht eine gelbe Gewerkschaft oder einen trotzkistischen Lesekreis. Keiner von ihnen hat das Bedürfnis linke Bündnispolitik zu machen. So schafft man sich keine Massenbasis! Zumindest nicht im Proletariat und in seinen armen Kernelementen.

Deswegen sollst du auch Selbstkritik leisten. Deshalb will deine Organisation von dir auch Demut für deine Aktionen. Der Trotzkismus ist nicht die Ideologie des Proletariats. In seinen Reihen ist für die rebellische Jugend bloß Platz, wenn sie der Rebellion entsagen! Sie wollen Gewerkschaften: „Massenarbeit“, die nicht die Machtfrage des Proletariats stellt, sondern den Tageskampf der Arbeiteraristokratie führen will. Sie wollen „kritische Wahlunterstützung“ und ständig müssen sie erzählen, wie am Boden die Revolution doch wäre. Du bist ihren Führern, wegen deiner ungezähmten Haltung gegenüber dem Staatsapparat wahrscheinlich fast ein bisschen peinlich.

Wir verstehen dich, sind Jugendliche wie du. Wir haben den gleichen Hass. Wir haben die gleiche Hoffnung. Die gleichen Aufgaben! Wir haben den gleichen Antrieb und uns wohnt die gleiche Schöpfungsgabe inne. Deswegen fühlen wir uns so verbunden mit dir. Nicht weil wir „ja schließlich alle links sind“. Wir spucken auf dieses „Links-sein“, wo für alle gleichermaßen Platz sein soll: Für Zionisten und Sozialfaschisten, für Trotzkisten und Öcalanfans. Wir sind mit dir, weil du aus unserer Klasse bist und den Staat hasst. Und weil du dafür bekämpft und denunziert wirst. Weil du wie wir in der BILD-Zeitung stehst. DAS ist unsere gemeinsame Grundlage!

Lass dir von deinen trotzkistischen Führern, die nichts weiter als verkappte Martin-Schulz-Verschnitte ohne Partei sind, nichts erzählen. Sie wollen dich bloß den Kopf senken sehen.

Was wir dir raten können, das ist den Kampf nicht aufzugeben. Die nächsten 6 Jahre hinter Gittern zu sein, das bedeutet keinesfalls die nächsten 6 Jahre isoliert vom Klassenkampf zu sein. Es gibt Dinge die du tun kannst. Zuallererst halte deinen Kopf hoch und dir vor Augen, dass deine Rebellion gerechtfertigt ist. Gib nicht auf, egal wie hart es ist und egal wie hart deine Niederlage dir grade zu sein scheint. Dann, nutze deinen Hass und wandel deine Rebellion zu Revolution! Treibe so viel Sport, wie du kannst. Nutze die Zeit die du hast zum Selbststudium. Wir werden dich mit Zündstoff versorgen. Bilde dich mit den Klassikern unserer Ideologie. Mache dir bewusst, von welcher Bedeutung eine echte Kommunistische Partei ist. Setze dich damit auseinander, wie wir die subjektiven und revolutionären Kräfte im Land entwickeln können um deine Haft zu rächen, wenn die Zeit gekommen ist. Stecke deine Zellennachbarn an. Rekrutiere einen Trupp an unbeugsamen, hasserfüllten Rebellen. Vernetze dich mit den Kollegen der Gefangenengewerkschaft. Schenke dem Klassenfeind nicht deine Apathie und beug dich nicht. Spuck ihm ins Gesicht, indem du grade bleibst, aktiven Widerstand leistest, auch unter harten Bedingungen! Verwandle eine Niederlage zu einem Sieg!

Die nächsten Jahre werden stürmisch. Es wird sich ein Zentrum konstituieren, welches das Proletariat hier im Land anführt und mit den Angriffen der Reaktion, werden sich die Reihen der Revolutionäre schließen und militarisieren. Wir stehen in Erwartung großer Kämpfe und großer Siege. Der Imperialismus rast faulend auf seinen Untergang zu. Die Jugend hebt die rote Fahne ihrer Vorväter auf. Erwarte nicht, dass es ist wie es war, wenn du rauskommst. Wähle deine Seite im Klassenkampf. Wir wollen dich in unserer Mitte wissen.

Mit solidarischem Gruß,
Rot Front!


Dies ist der Text eines offenen Briefs an den Leipziger Antifaschisten und politischen Gefangenen Pat. Er hat ihn bisher noch nicht erreicht - wir werden aber dafür sorgen, dass er dies in absehbarer Zeit tut. Free Pat! Jugendwiderstand

Stellungnahme der trotzkistisch geführten Jugendgruppe REVOLUTION zur ersten Inhaftierung von Pat: http://www.onesolutionrevolution.de/allgemein/gefangennahme-unseres-genossen-unseres-freundes-patrick/