„Im Mai diesen Jahres stimmte der
Bundesrat einer Verordnung der Bundesregierung zu, das sogenannte
„erhöhte Beförderungsentgelt“, also die Strafe für das Fahren
ohne gültigen Fahrschein um 50 % von bisher 40 auf 60 Euro zu
erhöhen. […] Diese Verordnung reiht sich nahtlos ein in eine
volksfeindliche Politik, die einzig den Interessen der Kapitalisten
dient, wobei dem absoluten Großteil der Bevölkerung –
Jugendlichen, Schülern und Studenten, Arbeitern und Arbeitslosen –
das Geld abgeknöpft wird, sie zunehmend unter Druck gesetzt und
schließlich auch noch kriminalisiert werden.“
So hieß
es in unserem Aufruf „Fahrpreise und die Strafe fürs Schwarzfahren steigen – die Löhne nicht. Wehrt euch gegen die Abzocke von BVG und Bahn!“, mit dem wir zum 10. Juli zu einer
Protestkundgebung auf dem Neuköllner Hermannplatz mobilisierten.
In
der Woche zuvor fanden in den Neuköllner Arbeiterkiezen
Propaganda-Aktionen gegen die ständigen Fahrpreiserhöhungen und die
aktuelle Anhebung der Strafe fürs Schwarzfahren statt. So verteilten
wir an den Bahnhöfen Hermannplatz, Boddinstraße, Hermannstrasse,
Neukölln, Rathaus Neukölln und Sonnenallee sowie in den U- und
S-Bahnen insgesamt 1100 Flugblätter an Bahnfahrer, Passanten und
Anwohner. Außerdem wurden 50 Wandzeitungen geklebt. Es tauchten auch
mit Hammer und Sichel versehene Graffitis gegen die permanente
Ausplünderung der Massen im “öffentlichen“ Nahverkehr auf.
Schließlich wurde ein Jugendwiderstand-Transparent am Kreuzberger
Zentrum beim U-Bahnhof Kottbusser Tor aufgehangen und zeitgleich
Flugblätter verteilt.
Am Freitagabend führten wir
unterstützt von ATIK (Konföderation der Arbeiter aus der Türkei in
Europa) und anderen Freunden mit 40 Personen die Kundgebung direkt
vor dem U-Bahnhauptausgang auf dem Hermannplatz durch. Es wurden
Reden vom Jugendwiderstand und vom Netzwerk Freiheit für alle
politischen Gefangenen gehalten, die auf die Ausmaße der
Abzocke durch die Verkehrsunternehmen, den Wahnsinn der Inhaftierung
von Menschen, die sich keine Fahrscheine leisten können, und die
Notwendigkeit sich organisiert und kämpferisch dagegen zur Wehr zu
setzen, eingingen. Untermalt von thematisch passender Musik
und aussagestarkem, deutschem Straßenrap wurden dabei 600
Flugblätter verteilt und immer wieder die Parolen „Fahrpreise
steigen, die Löhne nicht – Rebellion ist gerechtfertigt!“ und
„Fahrpreiserhöhung ist Betrug – die BVG verdient genug!“
gerufen.
Zahlreiche U-Bahnfahrer, Passanten und Besucher des
sich zeitgleich im Abbau befindlichen Marktes reagierten durch
positive Zurufe, Klatschen und andere Solidaritätsbekundungen auf
die Inhalte der Kundgebung. Das spiegelt die konkrete Realität
unserer Klasse und des Volkes in Neukölln wieder, die zum absoluten
Großteil von der immer drastischeren Ausplünderungspolitik durch
die Großbourgeoisie, ihren Staat und ihre Konzerne – in diesem
Fall BVG und Bahn – betroffen sind. Während der Kundgebung
erzählten uns mehrere den U-Bahnhof verlassende Menschen, dass sie
gerade eben erst Opfer der Kontrolleure und der neuen 60 €-Strafe
geworden waren, was die Dimension dieser Angriffe auf die armen
Massen in Berlin verdeutlicht.
Auf dieser Basis müssen wir
unsere Politik entwickeln und den Widerstand aufbauen, das
Proletariat im Kampf für seine Rechte und Klasseninteressen
mobilisieren, politisieren und organisieren. Es ist die Pflicht der
antiimperialistischen, revolutionären Jugend an der Seite der Massen
in diesen tagtäglichen Kämpfen ganz vorne zu stehen, sie
voranzutreiben und dabei stets den einzig gangbaren Weg der Befreiung
und den Aufbau seiner Instrumente zu propagieren.