Berlin-Neukölln: Karl-Marx-Platz |
1. Mai in Neukölln – kein
Feiertag, sondern ein Kampftag!
Neukölln, Hartz IV, Problembezirk?
Ausbeutung im Job, Familie zu ernähren,
Miete zu hoch, Schwierigkeiten mit der Sprache, Schule zu schwer –
so ist die Realität der meisten Neuköllner. Neukölln gilt als
Berlins Problembezirk, wo Gefahrenzone herrscht, „die Ausländer
sich nicht integrieren wollen“, der Lebensstandard weiter absinkt
und die Lokalpolitik versagt.
Vieles stimmt auch. Neukölln ist eines der ärmsten Bezirke Berlins; viele Neuköllner haben mehrere Jobs oder arbeiten im Niedriglohnsektor. Die Kitas sind überfüllt und das Geld reicht oft nicht aus, um die Familie anständig zu versorgen. Die soziale und kulturelle Arbeit wird ständig gekürzt und die Jugendlichen hängen auf der Straße ab, was oft mit einem Polizeieinsatz endet. Viele Familien leben schon seit Jahrzehnten in den Neuköllner Kiezen, doch wird das Wohnen auch hier immer teurer und deutlich abzusehen sind die Pläne zur Umgestaltung Neuköllns zu einem „hippen“ Bezirk mit zahlungskräftigem Anwohnerklientel (man deute allein die Zeichen der Sanierung mehrerer Häuser in der sonst verlassenen Ringbahnstraße; und was eröffnet an Stelle der ehemaligen Videothek gegenüber vom Neuköllner Tor? Natürlich – ein Biomarkt!). Das bedeutet: steigende Mieten und wegziehen müssen.
Vieles stimmt auch. Neukölln ist eines der ärmsten Bezirke Berlins; viele Neuköllner haben mehrere Jobs oder arbeiten im Niedriglohnsektor. Die Kitas sind überfüllt und das Geld reicht oft nicht aus, um die Familie anständig zu versorgen. Die soziale und kulturelle Arbeit wird ständig gekürzt und die Jugendlichen hängen auf der Straße ab, was oft mit einem Polizeieinsatz endet. Viele Familien leben schon seit Jahrzehnten in den Neuköllner Kiezen, doch wird das Wohnen auch hier immer teurer und deutlich abzusehen sind die Pläne zur Umgestaltung Neuköllns zu einem „hippen“ Bezirk mit zahlungskräftigem Anwohnerklientel (man deute allein die Zeichen der Sanierung mehrerer Häuser in der sonst verlassenen Ringbahnstraße; und was eröffnet an Stelle der ehemaligen Videothek gegenüber vom Neuköllner Tor? Natürlich – ein Biomarkt!). Das bedeutet: steigende Mieten und wegziehen müssen.
Wir haben uns daran gewöhnt, solche
Sachen als normal anzusehen, und wenn uns die vielen Überstunden,
die schlechte Bezahlung, die Doppelbelastung im Job und im Haushalt
und die Perspektivlosigkeit fertigmachen – dann ist es zwar schwer,
aber nicht zu ändern. Oder man muss sich eben extra viel Mühe
geben, sich hocharbeiten, die Kinder studieren schicken, damit man es
„doch noch zu etwas gebracht hat“. Was man dabei oft übersieht,
ist, dass es kein Zufall ist.
Die meisten von uns arbeiten für ein
großes oder ein kleines, ein privates oder ein staatliches
Unternehmen. Und: Das erste und wichtigste Ziel eines Unternehmens
ist Profitsteigerung. Je mehr ein Arbeitgeber an den Arbeitskräften
spart, desto höher ist sein Profit. Und wenn die Arbeitskraft gerade
so viel bekommt, dass sie zufrieden genug ist, um nicht zu streiken
oder sich sonst wie gegen den Arbeitgeber aufzulehnen, dann sind alle
zufrieden, das Unternehmen und die Gesellschaft funktioniert und das
Geld fließt in die Taschen der Chefs.
Das wahre Gesicht ihrer Demokratie…
Was uns heute als normal vorkommt und
als „Errungenschaften der Demokratie“ verkauft wird – wie z.B.
Sozialversicherungen, 8-Stunden-Tag, Versorgung bei
Arbeitsunfähigkeit etc. – wurde von den Arbeitern weltweit mit
viel Mut und großem Leid erkämpft. Bloß lernt man davon leider
nichts im Geschichtsunterricht und sieht es nicht in den Medien.
So hat auch der 1. Mai seine
Geschichte, die von unseren Vorgängern, Arbeitern am Ende des 19.
Jahrhunderts für uns geschrieben wurde. Damals streikten
Hunderttausende Arbeiter in Chicago für die Herabsetzung des damals
üblichen 12-Stunden-Tages auf 8 Stunden täglich. Als die Polizei
versuchte, die Streikenden auseinander zu treiben, sind viele
erschossen und noch mehr verletzt worden. Die internationale
Arbeiterbewegung griff das Datum dieser Ereignisse auf und wählte es
zum Internationalen Kampftag der Arbeiterklasse.
Wir sind alle Teil der Geschichte,
also lernen wir aus ihr!
Neukölln hatte
auf Grund seiner multikulturellen Zusammensetzung, seiner
ereignisreichen Geschichte und seiner Prägung als „Arbeiterbezirk“
schon immer diesen Kampfgeist, an den wir heute erinnern wollen.
Damals, zu Zeiten der Nazi-Schreckensherrschaft, wohnten viele
Widerstandskämpfer und -Kämpferinnen in den Straßen und den
Häusern, die wir heute bewohnen. Die meisten von ihnen waren
Kommunisten und wurden hart verfolgt – ganz einfache Arbeiter,
Lehrer, Sportler, Schüler und Studenten, die für eine bessere
Zukunft gekämpft und oft ihr Leben für die nachfolgenden
Generationen gegeben haben. Am Blutmai 1929, wo auf einer
1.Mai-Demonstration die Polizei wahllos in die Menge schoss,
Wohnhäuser mit Maschinengewehren angriff und über Berlin ein
Ausnahmezustand verhängt wurde, bekannte Neukölln Farbe: Rote
Fahnen wurden aus unzähligen Fenstern gehangen – ein Zeichen des
Widerstands, der Kraft und der Hoffnung aller Unterdrückung zum
Trotz!
Man kann nicht ewig wie ein Stück
Vieh leben!
Glaubt nicht die Lügen, die Bild, BZ
und Co verbreiten, die die Politiker euch jeden Tag erzählen, lasst
euch nicht gefallen wie sie euer Viertel zerstören, euch das Geld
aus der Tasche ziehen und sich mit dem, was eure Hände schaffen,
bereichern. Leistet Widerstand! Der 1.Mai ist mehr ist als nur ein
Feiertag in der Woche; er ist immer noch die Demonstration der Stärke
aller, die unter dem Kapitalismus leiden; hier in Deutschland und auf
der ganzen Welt.
Denkt nach, informiert euch, habt Mut
zu kämpfen, habt Mut zu siegen!
Rebellion ist gerechtfertigt!
Jugendwiderstand Berlin