8. März 2018

Frauenkampf auf den Philippinen

Es ist die hierzulande am meisten totgeschwiegene Revolution – der Widerstand des Volkes gegen das faschistische Regime des Präsidenten Duterte und die Fremdherrschaft der USA auf den Philippinen. Anlässlich des Internationalen Frauenkampftages 8. März wollen wir über den Tellerrand der deutschen bürgerlichen Medien hinausgucken und über den Kampf der Hunderttausenden von Frauen auf den Philippinen informieren.

Philippinen – ein Land mit unglaublicher Natur- und Kulturvielfalt, reich an Bodenschätzen und mit großem wirtschaftlichem Potential – hat eine Geschichte der jahrhundertelangen Unterdrückung und Ausbeutung durch andere Länder wie Spanien und später USA, die Millionen Leben der philippinischen Bevölkerung gefordert hat.


Dort, wo Unterdrückung herrscht, ist auch immer Widerstand – bloß lernen wir in der Schule nicht so viel darüber. Das philippinische Volk hatte sich bereits Ende des 19. Jahrhunderts gegen die spanische Besatzungsmacht erhoben – darunter auch die Frauen, die aufgrund der Struktur unserer Gesellschaft die Unterdrückung immer am schärfsten erfahren. Die Katipuneras unterstützten die bewaffnete Revolution und bewahrten das Herz dieser, gingen mutig die den Frauen bis dahin vorenthaltenen Wege (wie zum Beispiel die zur Legende gewordene Tandang „Die Alte“ Sora, die ihre medizinischen Kenntnisse an die Revolutionäre vermittelte und die Verwundeten und die Kranken heilte) und griffen selbst zu Waffen. Was blieb ihnen auch anderes übrig angesichts der systematischen Plünderung ihres Landes durch die spanischen Kolonialherren, die Unterdrückung ihrer Kultur und der Behandlung der Urbevölkerung – insbesondere der Frauen – als menschliches Vieh.

Auf die spanische Kolonialisierung folgte die amerikanische, und obwohl das Land seit 1946 offiziell unabhängig ist, steht es bis heute unter Einfluss und Kontrolle der USA. US-amerikanische Konzerne, Militärstützpunkte und auch der kulturelle Einfluss sind allgegenwärtig.

Die philippinischen Frauen haben eine lange Geschichte des Elends hinter sich. Vor der Unterwerfung durch die Spanier waren Frauen und Männer in der philippinischen Gesellschaft gleichgestellt. Zu Frauen wurde aufgesehen, da sie über medizinische Kenntnisse verfügten und oft als Heilerinnen und Priesterinnen tätig waren. Die spanische Invasion im 16. Jahrhundert brachte den Katholizismus und die damit verbundene Frauenrolle mit sich – ab dann wurden Frauen aus der Öffentlichkeit verbannt und durch das von der Spanischen Kirche propagierte Frauenbild – die fromme, stille Ehefrau und Mutter – ersetzt.

Während der US-amerikanischen Kolonialzeit wurden viele Massaker an der aufständischen Urbevölkerung, insbesondere den rebellischen nationalen Minderheiten wie den Moros begangen – unter den Opfern viele Frauen und Kinder.

Während der japanischen Besatzung im II. Weltkrieg fielen etwa 1 Million Filipinos dem grausamen Besatzungsregime zum Opfer. Frauen wurden vom japanischen Militär reihenweise vergewaltigt und ermordet – Hunderte von ihnen wurden in Militärcamps als sogenannte „Comfort Women“ verschleppt und jeden Tag viele Male von Soldaten vergewaltigt. Nur wenige Frauen überlebten – sie machten ihre Geschichte öffentlich und kämpften bis zu ihrem Tod um Anerkennung der Verbrechen, die an ihnen begangen wurden, damit so etwas nie wieder vorkomme. Übrigens, die japanischen Autoritäten haben dies als „Märchen“ bezeichnet und bis zuletzt keine offizielle Anerkennung der Verbrechen des japanischen Militärs oder eine Entschuldigung geliefert.

Heutzutage liefern die offiziellen Statistiken – die übrigens im Auftrag der Regierung erstellt werden und ihrer Kontrolle unterliegen – rosarote Zahlen, die die bevorzugte Stellung der Frau in den Philippinen belegen sollen (Gleichstellung, teilweise sogar höherer Lohn etc.). Geht man in das Land selbst, malt die Realität andere Bilder. Das Land ist bis auf einige Kapitalsitze in den Großstädten bitterarm und wird in Unterwicklung gehalten. Hinter Wolkenkratzern und riesigen Einkaufzentren wühlen Frauen und Kinder in den Abfällen. Viele philippinische Frauen arbeiten im Ausland als Haushaltshilfen in reichen Familien, um sich und ihre Familien über Wasser halten zu können – und sind dort oft verbaler und sexueller Gewalt ausgesetzt. Andere werden in die Prostitution gestoßen, die in den Philippinen wie in vielen armen Ländern ein florierendes Geschäft ist. Bemerkenswert ist, dass Prostitution illegal ist und Prostituierte wie Verbrecherinnen bestraft werden – Freier und Zuhälter aber nicht. Das ist übrigens in vielen Ländern der Fall.

Das philippinische Volk hat sich gegen die US-amerikanische Vorherrschaft und die Ausplünderung ihres Landes erhoben und kämpft seit 1968 unter Führung der Kommunistischen Partei der Philippinen (CPP) und ihrer zahlreichen Massenorganisationen um die Befreiung. Es hat mächtige Gegner – das praktisch unter dem US-amerikanischen Kommando stehende Militär und die nach Geld und Macht strebende Marionettenregierung. Und doch haben sich Hunderttausende Filipinos – darunter sehr viele Frauen, unterdrückte Minderheiten, Homosexuelle – in der Neuen Volksarmee oder anderen Organisationen der Partei, ob in den Städten oder dem Dschungel, dem System entgegengestellt. Es ist ihre einzige Chance, die jahrhundertelange Fremdbestimmung und Unterdrückung zu beenden, ihre einzige Chance auf Freiheit. Auch die Frauen erkennen sehr deutlich ihre Hilflosigkeit ohne die realen Mittel, der Unterdrückung etwas entgegenzusetzen und schließen sich reihenweise dem bewaffneten Kampf an.

Der seit 2016 amtierende Präsident Rodrigo Duterte kündigte an, das Verbrechen und insbesondere den Drogenhandel und Drogenkonsum auf den Philippinen ausrotten zu wollen. Unter diesem Deckmantel entrollte er eine Terrorwelle nicht nur gegen vermeintliche oder echte Drogenhändler, sondern auch gegen die aufständischen Kommunisten. Das Militär und die von ihm entsandten „Todesschwadronen“ terrorisieren die ländliche Bevölkerung und statuieren Exempel an vermeintlichen Kommunisten oder ihren Unterstützern. Vergewaltigungen und Ermordungen von Frauen stehen dabei an der Tagesordnung – die Zahlen der Frauen, die sich an die Hilfsstellen der Frauenorganisation GABRIELA – die Teil der nationaldemokratischen Bewegung ist – seit dem Beginn der Offensive Dutertes wegen post-traumatischen Folgen von Vergewaltigungen wandten, haben sich vervielfacht. Duterte selbst scheut sich nicht, öffentlich Witze über Vergewaltigungen zu machen und gibt sich nicht einmal die Mühe, seine faschistische und frauenverachtende Fratze zu verbergen. Vor einigen Wochen sorgte sein Aufruf an das Militär, aufständischen Frauen in die Vagina zu schießen, für Empörung. Frauen, die zum Gewehr griffen, würden ihre Reproduktionsorgane nutzlos machen – und ohne ihre Reproduktionsorgane sei die Frau laut dem Präsidenten der Philippinen nichts wert. In anderen Aussagen rief Duterte seine Armee dazu auf, in militärischen Konflikten die Frauen als erstes ins Visier zu nehmen.

Das ist nicht neu und ist auf allen Kontinenten im Laufe der Geschichte schon viele Male passiert – Frauen, die Kinder zur Welt bringen, sie großziehen, für ihre Familien und sich selbst sorgen müssen; die für gesellschaftlichen Fortschritt sorgen, für ihre Rechte kämpfen und wenn es sein muss, ihr Leben nicht scheuen, um für eine bessere Gesellschaft zu kämpfen, ihre Freiheit oder ihr Heimatland zu verteidigen – sie sind es, die am meisten unter der hässlichen Fratze des Imperialismus leiden und als Erstes ins Visier geraten, wenn das imperialistische System die demokratische Maske ablegt und zu Mitteln des Faschismus greift, um seine Macht zu erhalten.

Die revolutionäre Frauenorganisation MAKIBAKA aus dem Süden der Philippinen, verurteilt die Herrschaftsmethoden Dutertes und die Unterdrückung des philippinischen Volkes aufs Schärfste: „Wir weisen alle Frauen, Organisationen, zivile Freiheitskämpfer, sogar weibliche Mitglieder der AFP [Bewaffnete Kräfte der Philippinen], die zur Zielscheibe der primitiven und misogynen Ansichten Dutertes über die Menschenrechte und insbesondere über Frauenrechte darauf hin, dass diese Ansichten auf der falschen Seite der Geschichte stehen und über die jahrhundertelangen hart erkämpften Errungenschaften der Frauen nicht nur in diesem Land, sondern auf der ganzen Welt, spotten.“i

Die Geschichte hat nämlich gezeigt – der gesellschaftliche Fortschritt zeigt sich an dem Grad der Emanzipation der Frauen. „Frauen tragen die Hälfte des Himmels – und sie müssen sie erobern!“ – das ist die Wahrheit, die im weltweiten Kampf der Unterdrückten und Ausgebeuteten siegen wird.


i http://www.redspark.nu/en/peoples-war/philippines/rodrigo-duterte-is-a-misogynistic-tyrrant-on-his-way-to-his-downfall/

Quellen: http://opmanong.ssc.hawaii.edu/filipino/women.html

https://tonkshistory.wordpress.com/2012/02/22/the-role-of-women-from-pre-hispanic-to-spanish-era/

http://www.aseantoday.com/2017/02/the-continued-oppression-of-filipino-women/

https://www.rappler.com/newsbreak/iq/54225-philippine-laws-unfair-women

http://www.gabrielaph.com/2012/11/23/aquino-impunity-policy-breeds-army-vaw-rapes/

http://www.independent.co.uk/news/world/asia/rodrigo-duterte-soldiers-shoot-female-rebels-vagina-philippines-drugs-war-a8206501.html