Wir haben einen sehr lesenswerten Text der Red Guards Los Angeles zu ihrem Kampf gegen Gentrifizierung im Arbeiter- und Armenviertel "Boyle Heights" übersetzt:
Rebellion in Boyle Heights
Anti-Gentrifizierung, Kapitalismus und die Notwendigkeit einer revolutionären Partei
Am Samstagabend versammelte sich die Nachbarschaft von Boyle Heights und sandte eine simple und klare Botschaft an die Kunstgalerien, ihre Besitzer und Schirmherren, die das Viertel zur Zeit mit ihrer widerlichen bürgerlichen Kunst überschwemmen: VERPISST EUCH! Ihr seid hier nicht willkommen!
Diese Konfrontation hat sich schon seit langem angedeutet und sie wird nur die erste in einer langen Reihe von Konfrontationen sein, sollten diese Galerien den Forderungen der Nachbarschaft keine Beachtung schenken. Mitglieder der Red Guards Los Angeles haben aktiv am Bündnis zur Verteidigung von Boyle Heights teilgenommen, welches vor einigen Monaten gebildet wurde, um der immer schneller voranschreitenden Gentrifizierung des Viertels Boyle Heights entgegenzutreten. Die Organisierungsarbeit mit den Bewohnern dieses Viertels war eine großartige Erfahrung für uns. Es war inspirierend, die Bereitschaft der Nachbarschaft zu sehen, zusammenzustehen gegen die bürgerlichen Stadtentwickler, Spekulanten und Galeriebesitzer, die einen sehr viel größeren Zugriff auf Kapital und die repressive Staatsmaschinerie haben als dieses vor allem von Migranten geprägte Arbeiterviertel jemals haben wird – zumindest solange sich dieses Land weiterhin unter Kontrolle der Kapitalisten und ihrer Schweine-Fußsoldaten befindet. Trotz dieses offensichtlichen Machtungleichgewichts bleibt die Nachbarschaft widerständig und steht standhaft zu ihren Zielen.
Der Anti-Gentrifizierungskampf in Boyle Heights macht uns das maoistische Prinzip, welches unsere Arbeit entscheidend bestimmt, mehr als klar: Die Volksmassen, und nur die Volksmassen, sind die Triebkraft der Weltgeschichte. Der vereinte Widerstand der Nachbarschaft ist in der Lage Berge zu versetzen und wird sich als mächtig genug erweisen, um die Kräfte der Gentrifizierung zurückzudrängen, die nun beginnen in Form von Kunstgalerien und anderer Geschäfte zur Bewirtung der Reichen aufzutreten und nur kalte Gleichgültigkeit für die von ihnen verursachte Zerstörung der Nachbarschaft und ihrer Kultur übrig haben.
Die neue Taktik der direkten und feindseligen Konfrontation mit diesen Kräften der Gentrifizierung zeigen, dass die Nachbarschaft selbst – die Palateras und Palateros (Straßenhändlerinnen und Straßenhändler, Anm. d. Übers.) , die Migrantenfamilien, die Ehefrauen und Mütter, die die Geißel der Ganggewalt in ihren Vierteln besiegt haben, die Wandmaler die ihre Nachbarschaft bereichern mit Street Art und bunten Malereien, welche jede Mauer und jedes Haus im Viertel schmücken, die Jugend, die Punks mit ihrer Hinterhof-Konzert-Szene – sehr gut versteht, dass sie in diesem Kampf nur auf die eigenen Kräfte vertrauen kann und mit vereinten Kräften fähig ist selbst gegen die kapitalkräftigsten Galeristen, Vermieter und Investoren, die die Nachbarschaft auseinanderreißen wollen, Widerstand zu leisten.
Die Aktion vom Samstag war für diejenigen, die sie zu spüren bekommen haben, keine sonderlich angenehme Erfahrung. Es gab keine vorgetäuschte Dialog- oder Gesprächsbereitschaft mit den Galeriebesitzern und ihren Schirmherren. Es war nicht verweichlicht, wie bei den weißen Liberalen, deren Haltung ist, dass sie die „Botschaft an sich unterstützen, aber mit den angewandten Mitteln nicht einverstanden sind“. Man war nicht bereit den gerechtfertigten Zorn, der sich wie der Schuss aus einer Schrotflinte gegen die Kunstgalerien entlud, zu verwässern oder zu entschärfen. Seite an Seite standen ältere Frauen und Mütter, die mutig die Existenz dieser Galerien anprangerten und über die materiellen Auswirkungen dieser Galerien auf die Mietpreise berichteten, und junge, maskierte Aktivisten, die unmissverständlich klar machten, dass hochpreisige Kunstgalerien, die von Leuten aus der West-Side (Bonzenviertel von Los Angeles, Anm. d. Übers.) und Zugezogenen finanziert werden, in der Nachbarschaft nicht willkommen sind.
Galeriebesucher wurden schikaniert und zur Rede gestellt, mit Wasser bespritzt, mit Flaschen beworfen und mit einem nicht abreißenden Strom von Beschimpfungen überschüttet. Man stellte sich ihnen in den Weg, umzingelte sie und jagte sie zurück zu ihren Fahrzeugen und raus aus der Gegend um Anderson Street und Mission Road, wo der größte Teil dieser Galerien eröffnet wurde. Die Galerien selbst wurden umstellt, während Leute aus der Nachbarschaft gegen die Scheiben schlugen, hinein gingen, um Flaschen zu zertrümmern und auch weiterhin einen Schwall von Beschimpfungen losließen. Das anfängliche arrogante Amüsement der Galeriebesucher wich mit der Zeit einer spürbaren Angst, als die Auseinandersetzung immer mehr eskalierte und sich keine Beruhigung der Lage abzeichnete. Die Galeriebesitzer stürmten zu den Türen, um sie zu verriegeln und die Metallgitter vor den Fenstern herunter zu lassen. Es ist der Nachbarschaft gelungen an diesem Abend mehrere Eröffnungen vorübergehend zu verhindern. Dutzende Yuppies und reiche Hipster wurden aus dem Viertel verjagt und ohne jeden Zweifel werden viele von ihnen es nicht mehr wagen, Boyle Heights für eine Galerieeröffnung zu betreten.
Was können wir aus dieser Auseinandersetzung lernen? Wir haben gesehen, dass diese Nachbarschaft erkannt hat, wie wichtig es ist, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Diese Nachbarschaft weiß instinktiv und aus eigener Erfahrung, dass Politiker, Stadträte und Wahlpolitik ihnen nicht helfen, sondern stattdessen in Wahrheit immer hinter den Kräften der Gentrifizierung stehen werden, die die Nachbarschaft auseinanderreißen und jedes kleine Stück an den Meistbietenden verkaufen. Es gibt ein Bewusstsein, zum Teil ausgesprochen, zum Teil unausgesprochen, über die gemeinsamen Klasseninteressen von Politikern und jenen Investoren, Spekulanten und Galeriebesitzern, welche die Gentrifizierung in Boyle Heights gerade erheblich vorantreiben.
Es gibt die Erfahrung aus erster Hand, dass die Polizeikräfte, auf deren „Schutz“ und deren „Dienste“ die Leute hier angeblich vertrauen könnten, ebenfalls immer zur Verteidigung der Interessen der Bourgeoisie bereitstehen und kein Bisschen für den Schutz der Lebensgrundlagen der Menschen aus der Arbeiterklasse, welche diese Nachbarschaft hauptsächlich prägen, tun – sie kommen mit gezogener Waffe und den Handschellen griffbereit, um sie zu erschießen und die übrigen ins Gefängnis zu stecken. All das unter dem Vorwand, von Gang-Auseinandersetzungen oder – wie im Fall des kürzlich ermordeten 14-jährigen Jesse Romero – belanglosem Vandalismus. Die Leute wissen, dass die Schweine bereit stehen, um die Drecksarbeit zu machen, zu der sich die Kunstgaleristen mit ihren zarten Händen und ihrem Feingefühl nicht selbst herablassen wollen.
Ohne jeglichen Zugriff auf institutionelle Macht erkennt unsere Nachbarschaft die Bedeutung der Errichtung der eigenen Macht, welche nicht Teil dieses Systems ist, als einzige wirksame Methode um dem Volk zu dienen und seine Lebensgrundlagen und Kultur zu schützen. Auch wenn wir die Aktionen der Nachbarschaft vom Samstagabend von ganzem Herzen unterstützen und befürworten, wissen wir dennoch, dass die einzige langfristige Lösung des Problems der Gentrifizierung in der Errichtung von Machtorganen der Arbeiterklasse liegt, welche unermüdlich den Interessen des Volkes dienen. Zugeständnisse von Stadt- und Staatsregierung, Deals und Absprachen mit Galerien und Vermietern, die temporäre Duldung der Forderungen der Nachbarschaft – all das ist nicht genug und läuft nur darauf hinaus, dass wir von den Vertretern der herrschenden Klasse Knochen hingeworfen bekommen, mit dem erklärten Ziel unseren Zorn abzumildern und unsere Fähigkeit zu hemmen, unsere eigenen Organisationen zu schaffen, welche alle politische Macht für uns selbst und die Menschen aus unserem Viertel einfordern. Die Machthaber der herrschenden Klasse lassen Mohrrüben vor unseren Köpfen baumeln und hoffen, dass diese uns möglichst lange ablenken und vergessen lassen, dass sie immer noch die Macht haben, uns ihre Bedingungen zu diktieren, wenn wir uns mit ihnen einlassen.
Diese Auseinandersetzungen bestätigen uns die Wahrheit, dass alle richtigen Ideen aus den Volksmassen kommen und die notwendige revolutionäre Führung, die sie in den kommenden Auseinandersetzungen nicht nur mit den Kräften der Gentrifizierung, sondern mit all den Kräften des Kapitalismus, welche das das Volk ausbeuten und unterdrücken, führt, sich nur aus Engagement in unserem Viertel und inmitten seiner Bewohner bilden kann, indem wir aus der Geschichte ihrer Kämpfe lernen und Schulter an Schulter mit ihnen in ihren derzeitigen Kämpfen stehen. Die Geschichte der Kämpfe unseres Viertels und der Kämpfe der uns umgebenden Viertel, welche der Gentrifizierung zum Opfer gefallen sind, unser täglicher Überlebenskampf – Das ist der Nährboden für die revolutionären Ideen, welche gerade dabei sind, sich in Boyle Heights zu verwurzeln und die ihren Ausdruck in diesen direkten Auseinandersetzungen finden.
So wie wir die Geschichte der Kämpfe unseres Viertels als Grundlage für die korrekten Ideen betrachten, müssen wir auch erkennen, dass Kapitalismus, Patriarchat und Vorherrschaft der Weißen und die Trennungslinien, welche sie anhand von Klassen, Geschlechtern und Ethnien ziehen, innerhalb unseres Viertels auch das Entstehen von falschen und rückschrittlichen Ideen befördern. Revolutionäre Führung beinhaltet, dass wir die korrekten Ideen in unserem Viertel befördern und entwickeln und gleichzeitig unser Verständnis von revolutionärer Theorie nutzen, um die auftretenden Ausdrücke rückschrittlicher Ideen, welche ebenso existieren, zu bekämpfen.
Wir müssen achtsam gegenüber jenen sein, die nach wie vor für einen Dialog mit den Kräften der Gentrifizierung eintreten. Auch müssen wir achtsam gegenüber jenen sein, welche immer noch die idealistische Linie vorantreiben, wir müssten die Gentrifizierer von unserer Menschlichkeit und unserem Wert als menschliche Wesen überzeugen, dann würden sie ihre Pläne unser Viertel zu erobern vielleicht über den Haufen werfen. Jene, die sagen, wir dürften nicht zu „streitsüchtig“ sein – das würde die Gentrifizierer in ihrem Bild von uns bestätigen, dem zufolge wir nur Schläger und Ganoven seien, die keinen Platz zum Leben verdient hätten.
Diese Positionen zeugen von einem völlig falschen Verständnis der Mechanismen des Kapitalismus und der weißen Vorherrschaft als seiner Hilfskraft, welche in dem Prozess der Verdrängung, den unser Viertel derzeit erfährt, ihre Wirkung entfalten. Um deutlich zu werden: Die Gentrifizierung in unserem Viertel ist und wird auch in Zukunft angetrieben durch die Möglichkeit des Profitmachens die in dem Erwerb des relativ preiswerten Grund und Bodens in unserem Viertel, seiner Umwandlung in einer Weise, die es als Spielplatz für die Reichen attraktiv macht, und dem anschließenden Weiterverkauf zu einem viel höheren Preis an jene Gemeinschaft von reichen Leuten die sich dann entschließt nun hier leben zu wollen, liegt. Dieser Prozess hat nicht mit „Ethik“ oder „Moral“ zu tun – die einzige „Moral“, die der Kapitalismus kennt, ist der Profit. Die auf der Grundlage von Ethnie beruhenden Rechtfertigungen sind nichts als ideologische Feigenblätter für diesen Prozess der Eroberung unseres Viertels, der aus der Jagd nach Profit erwächst. Wenn wir in der Lage wären, die rassistischen Karikaturen unseres Viertels und seiner Bewohner, die von denjenigen, die sich für seine Gentrifizierung aussprechen, genutzt werden, wirksam zu bekämpfen, würde die Möglichkeit des Profitmachens mit preiswerten Immobilien trotzdem weiter bestehen und somit auch die Motivation das Viertel zu gentrifizieren.
Wir dürfen nicht in die Falle einer „ehrbaren“ Politik tappen und der Idee Gewicht geben, dass der Widerstand gegen Verdrängung nur auf „gesetzlichem“ und „anständigem“ Weg möglich wäre: Dieses Argument greift nicht nur die Narrative der rassistischen Verfechter der weißen Vorherrschaft auf, sondern ist auch komplett zum Scheitern verurteilt. Silverlake, Echo Park, Highland Park und unzählige andere Viertel konnten der Gentrifizierung nicht deshalb zum Opfer fallen, weil ihre Bewohner nicht auf „anständige“ Weise protestiert haben. Diese Gemeinden haben sich in spektakulärer Weise an städtische und staatliche Verantwortungsträger gewandt und sich für bezahlbaren Wohnraum und Maßnahmen zur Eingrenzung von Mieterhöhungen stark gemacht. Sie haben protestiert und Lobby-Arbeit bei den Verantwortlichen im Stadtrat betrieben, haben Wahlaufrufe für oder gegen bestimmte Vertreter im Stadtrat herausgegeben, basierend auf deren Haltung zum Thema Gentrifizierung. Sie haben kulturelle und künstlerische Vorführungen organisiert, die die Lebendigkeit und den künstlerischen Geist der Viertel beweisen sollten, in der Hoffnung die Investoren, Spekulanten und Vermieter wären hiervon so bewegt, dass sie die Bewohner des Viertels nicht mehr verdrängen wollen: All das hat nicht funktioniert. Diese Viertel werden nun von den selben Yuppies und Hipstern überrannt, die sich hier in Boyle Heights im Moment glücklicherweise noch auf die „Gallery Row“ beschränken.
Wir müssen auch achtsam gegenüber solchen Ansichten sein, Gentrifizierung mache das Viertel „sicherer“ und „schöner“ oder „Gente-fizierung“ (Gentrifizierung des Viertels durch kleinbürgerliche, dunkelhäutige Gentrifizierer) sei eine annehmbare Alternative zur Gentrifizierung. Gegen diese Ansichten müssen wir ankämpfen.
1. An der erzwungenen und oft gewaltsamen Verdrängung von Familien aus ihren Häusern und Geschäften ist nichts „sicher“. Nichts ist „sicher“ an drohender Obdachlosigkeit. Nichts ist „sicher“ an Zwangsräumungen. Verstärkte Polizeistreifen und die mit diesen einhergehende Gewalt und Kriminalisierung macht ein Viertel nicht „sicherer“, auf dessen Bewohner die Schweine tagtäglich Jagd machen. Diese Illusion von „Sicherheit“ kann nur von denen genossen werden und in ihren Vorzügen ausgekostet werden, die die ökonomischen Mittel haben, um im Viertel zu bleiben nachdem die Mieten sich verdoppelt oder verdreifacht haben und die angestammten Bewohner mit all den Widersprüchen unter ihnen und allen sozialen Problemen, gewaltsam aus dem Viertel verdrängt wurden.
2. Die „Verschönerung“ des Viertels geschieht nicht für die Menschen aus der Arbeiterklasse, die derzeit dort Leben. Stadtplaner und städtische Entscheidungsträger unternehmen nur dann Anstrengungen zur „Verschönerung“, wenn sie ein Gebiet für den Verkauf an ein neues Klientel an Bewohnern aus der Bourgeoisie und dem Kleinbürgertum vorbereiten. Ob das Viertel „schöner“ wird, interessiert uns dementsprechend nur wenig, solange diese Verschönerung notwendigerweise auf Kosten der derzeit hier lebenden Bewohner geschieht.
3. „Gente-fizierung“ ist nichts anderes als Gentrifizierung und führt zu derselben groß angelegten Verdrängung von Menschen aus der Arbeiterklasse aus ihren Vierteln. Die Tatsache, dass Einige aus den unterdrückten Nationen mit dunkler oder schwarzer Hautfarbe in der Lage waren, Zugriff auf Reichtum und Kapital zu erhalten und es sich deshalb leisten können in einem „wieder-entwickelten“ Stadtteil zu leben, kann nicht die Tatsache überdecken, dass der Mehrheit unserer Leute (nicht-weiße unterdrückte Nationen innerhalb der USA, Anm. d. Übers.) dieser Zugriff auf Reichtum und Kapital durch die Verstrickung von Kapitalismus und weißer Vorherrschaft verwehrt bleibt. Aus diesem Grund erleben sie den Prozess der „Gente-fizierung“ in der gleichen Weise wie den Prozess der Gentrifizierung – zwangsgeräumt, verdrängt, abgeschoben, entwurzelt und aus dem Viertel getilgt.
Zuletzt müssen wir auch achtsam gegenüber den Verrätern und Opportunisten sein, den „Radikalen“ vergangener Tage, die schon seit langem von jeder Art von wirklichem revolutionärem Geist, der ihre Körper zu irgendeinem Zeitpunkt in der Vergangenheit einmal durchströmt haben mag, abgewendet haben. Sie kommen uns mit einem oberflächlichen Radikalismus, doch wenn die Leute aus dem Viertel ein Ventil für ihre angestaute Wut finden, dann sind sie die ersten, die sie zurückhalten wollen und das Vertrauen, das ihnen im Viertel entgegengebracht wird, ausnutzen, um für sich selbst ein klein wenig Macht im Gemeinderat, im Stadtrat oder in irgend einer NGO herauszuschlagen.
Wir sehen dies klar und deutlich bei Figuren wie Carlos Montes, Mitglied des Gemeinderats und Führer der „Freedom Road Socialist Organization“ (FRSO) und ihrer Stadtteil-Vorfeldorganisation „Centro-CSO“. Er nutzt jede Gelegenheit bei Entladungen der Wut des Viertels, um sich zwischen trauernde Mütter, deren Söhne von der Polizei ermordet wurden, zu drängen und sein Gesicht in die Kameras der Nachrichtensendungen zu halten, um eine ermüdende und langweilige Rede zu halten, deren Rhetorik schon seit 40 Jahren auf niemanden mehr inspirierend gewirkt hat. Unter dem Vorwand, die Menschen im Viertel seien nicht bereit, um die Wahrheit über die Notwendigkeit des bewaffneten Kampfes zu hören, nicht bereit zu rebellieren und die direkte Auseinandersetzung mit den ihre Existenz bedrohenden Kräften des Kapitalismus zu führen, nutzt er den Raum, der ihm bei solchen Ereignissen gegeben wird und versucht dem Viertel verwässerte, reformistische Lösungen für Probleme zu verkaufen, welche stattdessen einer wirklichen revolutionären Analyse bedürfen würden.
Mitglieder der „Party for Socialism and Liberation“ (PSL) haben sich unserem Viertel auf die gleiche Weise präsentiert, indem sie den Zeigefinger erhoben und unsere Aktionen aus sicherer Entfernung kritisiert haben. Wenn die Menschen aus dem Viertel korrekterweise den Einfluss der Galerien und ihrer Förderer als eine Triebkraft der Gentrifizierung identifizieren, kommen sie uns mit herablassenden Erklärungen, dass diese Galerien nur „Symptome“ wären, unser Zorn fehlgeleitet und unangebracht sei und wir unsere Aktivitäten stattdessen auf die „wahren Schuldigen“ – die in ihrer reduktionistischen Analyse der Klassenverhältnisse immer die Banken sind – konzentrieren sollten. Dabei liefern sie keine Erklärung, wie es beim derzeitigen Stand unserer Organisierung möglich sein sollte, diese wirksam zum Ziel zu machen. Vielleicht werden sie dies den Leuten im Viertel erklären, wenn wir ihre Zeitung abonnieren. Trotzdem dienen die von diesen angeblichen Radikalen vertretenen Positionen dazu, den Zorn der Menschen aus dem Viertel zu entschärfen, indem sie in überheblicher Weise ihre falschen Ideen von einer völlig von den konkreten Kämpfen losgelösten Position kritisieren und der Nachbarschaft in keiner Weise zielführende Alternativen aufzeigen. Die Menschen aus dem Viertel können stattdessen viel mehr erreichen, indem sie die direkte Auseinandersetzung wagen und bisweilen auch Fehler machen, um anschließend aus diesen zu lernen, wenn die Kämpfe sich entwickeln.
Revolutionäre Führung kommt nicht von weit weg mit Überheblichkeit und erhobenem Zeigefinger, sie kommandiert die Menschen im Viertel nicht mit patriarchalen Ratschlägen herum, so wie es die abgewrackten alten Radikalen tun, die das Viertel bei der erstbesten Gelegenheit verscheuern. Revolutionäre Führung erwächst aus den konkreten Kämpfen unseres Viertels, indem sie die fortschrittlichsten Ideen aus dem Viertel mit revolutionärer Theorie vereint, die das Viertel in seiner Rebellion befördert, anstatt es zurückzuhalten oder in die Sackgasse des Reformismus und der Wahlpolitik zu führen.
Da Gentrifizierung letztendlich aufs Engste mit den Mechanismen des Kapitalismus verknüpft ist, begreifen wir, dass nur der Untergang des Kapitalismus dem Prozess der Gentrifizierung ein Ende bereiten wird. Nur die Anerkennung der Notwendigkeit einer revolutionären Partei und von Machtorganen, welche vollständig von der Arbeiterklasse und den unterdrückten Nationen kontrolliert werden, und ihnen dienen, sowie einer Revolution im Herzen der imperialistischen Bestie Amerikas, wird der Verteidigung der Lebensgrundlagen der Arbeiterklasse dienlich sein.
Unter diesen Bedingungen ist es unsere einzige Hoffnung, die verschiedenen Kämpfe der Arbeiterklasse und der unterdrückten Nationen unter dem Banner einer revolutionären Partei zu vereinen, welche in der Lage ist, dem Kampf gegen die organisierten Strukturen des Kapitalismus, gegen die Bourgeoisie und die Gentrifizierung, eine Führung und Struktur zu geben. Nur die Einheit dieser Machtorgane der Arbeiterklasse unter dem Banner einer revolutionären Partei, verteidigt und gestärkt durch die Volksarmee, wird in der Lage sein den Kampf der Chicanos (Selbstbezeichnung für Menschen mexikanischer Abstammung in den USA, Anm. d. Übers.) und aller anderen unterdrückten Nationen, um nationale Befreiung und für die Revolution, welche den Kräften des Kapitalismus, die unsere Familien und Viertel zerstören, den Todesstoß zu versetzen. Wir begreifen, dass alle politische Macht aus den Gewehrläufen kommt. Verdammt seien die Verräter, die etwas anderes behaupten! Nur wenn wir bereit sind auf dieser Grundlage zu kämpfen, werden wir siegreich sein.
In Boyle Heights müssen wir solidarisch an der Seite der kraftvollen Bemühungen stehen, welche unternommen werden, um die Gentrifizierung zu bekämpfen und den Geiern des Kapitalismus, die im Moment bestimmen, wo und wie wir zu leben oder eben nicht zu leben haben, die Kontrolle über unser Viertel und unser Leben zu entreißen. Die direkten Aktionen, die die Menschen aus dem Viertel am Samstag unternommen haben, stellen einen ersten Schritt zur Errichtung der politischen Macht dar, welche längerfristig notwendig sein wird, um Kontrolle über unser Viertel und unser Leben zu erhalten. Wir unterstützen die Menschen aus dem Viertel und stehen Seite an Seite mit ihnen in ihrer Rebellion. Wir haben Respekt und Demut vor ihrem rebellischen Geist. Wir wissen, dass die Rebellion gerechtfertigt ist.
Nieder mit den Kunstgalerien!
Nieder mit den Vermietern, Spekulanten und Investoren!
Nieder mit den Verrätern und falschen Radikalen!
Es lebe die Rebellion! Es lebe die Revolution!
Verteidigt Boyle Heights!
Red Guards LA