5. April 2016

Zum 145. Jahrestag der Pariser Kommune

Ein Nachtrag zum 145. Jahrestag der Pariser Kommune

Am 18. März 2016 jährte sich zum 145. Mal die erste Machtübernahme des revolutionären Proletariats und damit die erste Errichtung einer proletarischen Staatsmacht: die Pariser Kommune.

Der heldenhafte bewaffnete Aufstand der Arbeiter und breiten Volksmassen von Paris stellte den ersten großen Versuch zum Sturz der bürgerlichen Herrschaft und zur Errichtung der Neuen Macht, der Diktatur des Proletariats dar. Sie ist somit der erste große Meilenstein in der Geschichte des Proletariats.

Durch die Kommune wurden die Armee und die Polizei des reaktionären bürgerlichen Staates entwaffnet und die Gewehre in die Hände der Arbeiterklasse gelegt. Auch die Bürokratie des alten Staates wurde zerschlagen und die politische Macht lag bei einer Arbeiterregierung, welche politische Maßnahmen im Interesse des Proletariats und der Werktätigen durchführte.

In ihrem mit großem Heldenmut geführten Kampf  setzte sie sich zweieinhalb Monate erfolgreich gegen schwere militärische Schläge der französischen und auch der intervenierenden deutschen Reaktion zur Wehr. Sie war der erste praktische Versuch des Aufbaus der Rätemacht und lieferte auch darüber hinaus viele wichtige Erfahrungen für die internationale kommunistische Bewegung. Auch das skrupellose Gesicht der Bourgeoisie wurde deutlich sichtbar und schockierte durch die Grausamkeit der Niederschlagung der Kommune selbst Teile der damaligen bürgerlichen Presse.

Doch war die Pariser Kommune nicht der erste Aufstand der Arbeiter von Paris. Es kam schon 1848 zu Aufständen, welche blutig niedergeschlagen wurden. Ende der 1860er Jahre kam es wieder zu Massenstreiks, welche ebenso im Blut der rebellierenden Arbeiter ertränkt wurden. Danach wurde Paris aus Angst vor neuen Aufständen zu großen Teilen abgerissen und mit großen Boulevards, vorgeblich zur Verschönerung des Stadtbildes, wieder aufgebaut. Dabei war die ästhetischen Aspekte der neuen Architektur nur nebensächlich, wichtiger für die Bourgeoisie war, dass die großen Plätze und Boulevards sich mit Hilfe von Artillerie einfacher kontrollieren ließen als die engen Gassen des alten Paris und somit ein geeignetes architektonisches Mittel zur Aufstandsbekämpfung darstellten. Außerdem wurden die neuen Straßen auch nicht gepflastert, um somit den Barrikadenbau zu erschweren. Ein Effekt dieser Umgestaltung der Stadt war aber auch die Konzentration der Arbeiter in den Vorstädten von Paris und damit die Entstehung von „roten Gürteln“ um die Innenstadt.

Als am 18. März 1871 im Zuge des Waffenstillstands im Deutsch-Französischen Krieg die Nationalgarde, eine während der bürgerlichen französischen Revolution 1789 aufgestellte und aus den Volksmassen von Paris rekrutierte Miliz, entwaffnet werden sollte, weigerte sich diese die Waffen abzugeben. Die Soldaten der regulären französischen Armee, welche ausgesandt wurden, um die Entwaffnung gewaltsam durchzusetzen verbrüderten sich mit der rebellierenden Nationalgarde und töteten ihre kommandierenden Offiziere. Die bürgerliche Regierung floh darauf hin nach Versailles und die Nationalgarde zog aus den Vorstädten in die Innenstadt von Paris. In dieser Situation fiel nun dem Zentralkomitee der Nationalgarde die politische Schlüsselrolle zu. Diese rief umgehend zu Gemeinderatswahlen auf. Am 26. März gewannen Sozialisten und kleinbürgerliche Revolutionäre die Gemeinderatswahlen und übernahmen die politische Macht. Die militärische Macht lag in den Händen der bewaffneten Arbeiterklasse und wurde repräsentiert durch das Zentralkomitee der Nationalgarde, welches sofort zur Verteidigung der Stadt gegen die anrückenden Truppen der französischen und deutschen Reaktion aufrief, welche zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Mal versucht hatten die Kommune mit Waffengewalt niederzuschlagen.

Der Gemeinderat setze in der Pariser Kommune eine Vielzahl sozialer Verbesserungen für die Massen durch. Die Mietpreise wurden gesenkt, Lohndumping wurde verboten, eine Schulreform durchgesetzt, eine Witwen- und Waisenrente eingeführt und die Rechte der Frau gestärkt. Dies führte dazu, dass sich mehr und mehr Frauen aktiv am Aufbau der Kommune und der militärischen Verteidigung ihrer Errungenschaften beteiligten.

Doch die Bourgeoisie zeigte deutlich, dass sie nicht bereit ist ihre Macht freiwillig abzugeben und eine proletarische Staatsmacht zu akzeptieren. Auch der reaktionäre deutsche Staat spielte hier eine wichtige Rolle. Zwar lag das Deutsche Reich bis zum 26. Februar 1871 mit Frankreich im Krieg, jedoch entließ er zur Niederschlagung der Kommune die gefangengenommenen gut ausgebildeten französischen Soldaten und Offiziere, ohne die die Niederschlagung der Kommune nicht möglich gewesen wäre. Auch unterstützte das deutsche Militär direkt die französische Reaktion, indem sie   die Kommune mit der Androhung  eines  sofortigen militärischen Eingreifens unter Druck setzte mit ihren bewaffneten Einheiten nicht in Richtung deutscher Stellungen vorzurücken. Auch nach der Niederschlagung der Kommune half das deutsche Militär Flüchtlinge zurück nach Paris und somit vor die Gewehre der Reaktion zu treiben.

Die Pariser Kommune endete mit der „blutigen Maiwoche“, in der sie 7 letzte Tage erbitterten Widerstand leistete. Die blutige Bilanz dieser Woche sind 30 000 Tote und 360 000 in den Kerkern und Zwangsarbeitslagern des bürgerlichen französischen Staates. Die Grausamkeiten nahmen solche Ausmaße an, dass selbst regierungsnahe Zeitungen die blutigen Schandtaten  nicht mehr verschweigen konnte. So schrieb die bürgerliche Le Siècle: „Alle Angeklagten werden einem summarischen Verhör unterworfen. Dann verkündet der Vorsitzende das Urteil. Wird der Schuldige als Normalfall eingestuft, bringt man ihn nach Satory [Anm.: großes Gefangenenlager bei Versailles]. Wird er dagegen als Sonderfall betrachtet, führt man ihn in einen Nebenraum, in dem er vor seiner Erschießung ein paar Worte mit dem Geistlichen wechseln darf“.

Neben taktischen Fehlern, beispielsweise dem Ausbleiben einer Verfolgung der bürgerlichen Regierung nach Versailles, um diese Phase ihrer Schwäche zu ihrem endgültigen Sturz zu machen oder dem Unterschätzen der Stärke der deutschen Besatzungsmacht, war es vor allem der Mangel an ideologischer Klarheit (der Marxismus als revolutionäre Ideologie des Proletariats war zu diesem Zeitpunkt nur ungenügend in der Arbeiterbewegung durchgesetzt) und das Fehlen einer organisierten Kraft in Form einer Kommunistischen Partei, welche den Untergang der Kommune letztlich besiegelten.

Trotz ihrer Mängel und Fehler besaß die Pariser Kommune eine enorme Strahlkraft auf das internationale Proletariat und die revolutionären Bewegungen weltweit und besitzt sie zu Recht bis heute. Auch von den Begründern der Ideologie des Proletariats, Karl Marx und Friedrich Engels, wurden die Kommune und der sich in ihr äußernde Kampfgeist und Heldenmut des Proletariats und der Volksmassen euphorisch begrüßt. Schon kurz nach der blutigen Niederschlagung der Kommune, in den Zeiten finsterster Reaktion und Vergeltung gegen die revolutionäre Arbeiterklasse stellte Marx korrekt fest: „Wenn die Kommune geschlagen wird, so ist der Kampf nur aufgeschoben. Die Prinzipien der Kommune sind ewig und können nicht zerstört werden; sie werden sich immer wieder und wieder durchsetzen, bis die Arbeiterklasse befreit ist.“ Diese Prinzipien, wie sie von Marx und Engels zusammengefasst und später von den großen proletarischen Führen Wladimir Lenin (vor allem in seinem Werk „Staat und Revolution“) und Mao Tse-tung auf diesen aufbauend bekräftigt und weiterentwickelt wurden ist kurz zusammengefasst vor allem die Erkenntnis, dass der bürgerliche Staat durch eine bewaffnete Revolution, unter Führung des Proletariats und unter Beteiligung der breiten Volksmassen, zerschlagen und durch die allumfassende Diktatur des Proletariats ersetzt werden muss.

Die Pariser Kommune wurde im Heftigen Ringen zwischen der bewaffneten Revolution und der bewaffneten Konterrevolution geboren. Die 72 Tage der Pariser Kommune waren 72 Tage des bewaffneten Aufstands, des bewaffneten Kampfes und der bewaffneten Selbstwehr. Was den bürgerlichen Reaktionären am meisten Schrecken einjagte, war eben, dass das Pariser Proletariat das Gewehr in der Hand hatte. Und ein tödlicher Fehler, den die Pariser Kommune beging, lag gerade darin, dass sie sich zur Konterrevolution allzu mild verhielt, nicht sofort nach Versailles marschierte und somit Thiers eine Atempause gönnte, sodass dieser das reaktionäre Heer aufs neue zusammentrommeln und tollwütig über das revolutionäre Paris herfallen konnte.“ 
(„Es lebe der Sieg der Diktatur des Proletariats –Zum 100. Jahrestag der Pariser Kommune" Von den Redaktionen der „Renmin Ribao”, der Zeitschrift „Hongqi” und der „Jiefangjun Bao”, 1971)

Die Prinzipien der Kommune sind ewig!

Ruhm und Ehre unseren Gefallenen!

Ihr Vermächtnis unser Kampf – Die Jugend leistet Widerstand!