Bereits im Herbst letzten Jahres hat
der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bestätigt, dass sich die
BRD um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2024 und
eventuell auch 2028 bewerben wird und schickt neben Hamburg auch
Berlin ins Rennen um den Austragungsort.
Die endgültige Entscheidung, welche
der beiden Städte als Kandidat für die offizielle Bewerbung beim
International Olympic Comittee (IOC) in Frage kommt, wird der DOSB am 21. März bekannt geben.
„Berlin kann Olympia“
Während die Herrschenden ihr Märchen
der „nachhaltigen und demokratischen“ Spiele verbreiten versuchen
sie durch scheinbar repräsentative Umfragen (etwa 1500 Menschen
nahmen in Berlin teil) die Bevölkerung davon zu überzeugen, sie
hätten auch nur den Hauch einer Chance in diesem Schauspiel
irgendetwas mitzureden, geschweige denn mitzubestimmen.
Die Kampagne des Berliner Senats und
der davon profitierenden Konzerne - ob Tourismusbranche oder
Verkehrsbetriebe - den Menschen dieser Stadt zu vermitteln, dass es
auch in Ihrem Interesse sei die Olympischen Spiele in unserer Stadt
auszutragen ist an Heuchelei und Lächerlichkeit kaum zu übertreffen.
Wir Berliner spüren auch ohne
Olympische Spiele tagtäglich am eigenen Leib, wie das
Milliarden-Geschäft des Tourismus und die „Aufwertung“ unserer
Stadt nach den Interessen des Kapitals unsere Viertel zerstört und
für eine stetige Verschlechterung unserer Lebensumstände sorgt,
seien es mangelnder Wohnraum, steigende Mieten oder permanente
Fahrpreiserhöhungen.
„Die ganze Welt in unserer Stadt“
Während der deutsche Imperialismus für
seine Interessen auf allen Kontinenten plündert und mordet und die
mit deutschen Waffen aus ihrer Heimat Vertriebenen wie Vieh
behandelt, in Container steckt und abschiebt, wollen die Herrschenden
uns nun vorgaukeln, wie weltoffen und gastfreundlich sie sind.
Willkommen ist nur, wer es sich leisten
kann und Geld in der Tasche hat, aber wir wollen weder Olympia, noch
wollen wir seine zahlungskräftigen Gäste in unserer Stadt.
Schauen wir uns an, welche verheerenden
Folgen beispielsweise die Olympischen Spiele 1996 in Atlanta, 2012 in
London oder die Fußball Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien für die
dort lebenden Menschen und vor allem die Ärmsten hatten, dann zeigt
sich sehr deutlich, dass diese Großevents der Bonzen auf dem Rücken
des Volkes ausgetragen und mit seinem Blut bezahlt wird.
Für die Kosten der Austragung der
Spiele in Berlin rechnet der Senat mit 2,5 Milliarden Euro, in London
haben sich 2012 die veranschlagten 2,6 Milliarden Pfund vorerst mehr
als verfünffacht und bei weiteren Untersuchungen kam man auf fast
das zehnfache der geplanten Summe. Aber abgesehen von diesen immensen
Beträgen äußerten sich die direkten Auswirkungen in den
verschiedenen Städten im Abriss tausender Sozialwohnungen, mehreren
tausend Zwangsräumungen, der großflächigen Aufwertung und
Sanierung ganzer Stadtteile, in denen sich die einfachen Leute aus
der Arbeiterklasse danach den Wohnraum, durch den enormen Anstieg der
Mietpreise, schlichtweg nicht mehr leisten konnten.
Als 2014 einige Bedingungen des
„Host-City-Vertrags“, dem Gastgebervertrag der IOC mit dem
Olympia-Bewerber Oslo veröffentlicht wurden, regte sich der Unmut
der Osloer dermaßen, dass die Regierung sich kurz darauf gezwungen
sah, die Bewerbung zurückzuziehen.
Neben eigens für die korrupte
IOC-Bande eingerichteten „olympischen Fahrbahnen“, die von der
Bevölkerung nicht genutzt werden dürfen und der vollen Kontrolle
über alle Werbeflächen der ganzen Stadt, während der gesamten
Dauer der Spiele, war darin beispielsweise festgelegt, dass die
Ausrichter-Stadt eigene Autos mit Chauffeur für die IOC-Spitze,
IOC-Mitglieder und Gläubiger, sowie die neuesten Mobiltelefone der
Marke Samsung für alle Mitglieder anschaffen und bezahlen muss.
In Brasilien gab es monatelange große
und gewaltsame Proteste, die ihren Höhepunkt im Sommer 2013 hatten,
als bis zu eine Millionen Menschen gleichzeitig in mehreren Städten
aufstanden, auf die Straße gingen und sich teilweise schwere Kämpfe
mit der Polizei lieferten. Grund dafür war die Ausrichtung der
Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und die damit einhergehende
Ausplünderung und Unterdrückung des Volkes in Form von heftigen
Angriffen auf die Armenviertel, Vertreibung von Ureinwohnern,
massiver innerer Aufrüstung des staatlichen Unterdrückungsapparats,
sowie Fahrpreiserhöhungen und soziale Kürzungen. Dass es sich lohnt
nicht einfach klein beizugeben, sondern sich zu erheben und zu
kämpfen, bestätigt sich im kleinen darin, dass die
Bustarif-Erhöhungen in Rio de Janeiro und São Paulo schließlich,
nach dem enormen Widerstand des brasilianischen Volkes,
zurückgenommen wurden.
Die Folgen sind überall, wenn auch in
unterschiedlichem Ausmaß und an die Bedingungen vor Ort angepasst,
die selben.
So werden auch wir, sollte Olympia nach
Berlin kommen, nicht nur mit steigenden Mieten, Fahrpreiserhöhungen,
tonnenweise Werbemüll und einem Ansturm widerlicher Eventtouristen
mit den Taschen voller Kohle konfrontiert werden, sondern außerdem
mit Unmengen an Bullen, Gesetzesverschärfungen und Sonderregelungen,
Sperrzonen, willkürlichen Kontrollen und massiver
(Video-)Überwachung. All das steht in absolutem Widerspruch zu den
Interessen unserer Klasse und der breiten Massen in dieser Stadt.
Bei den letzten Olympischen
Sommerspielen in London gab es neben einem totalen
Demonstrationsverbot auch den Einsatz tausender Soldaten im
Landesinneren. Das sind nichts anderes als Trockenübungen zur
großflächigen Aufstandsbekämpfung mit Militär und Polizei.
Ihre Legitimation dafür bieten nach
wie vor die selben Lügen – Sie reden von „Terrorismusabwehr“
und „innerer Sicherheit“, doch wir wissen aus Erfahrung sehr gut,
dass es nichts anderes bedeutet als noch mehr Unterdrückung und
Terror gegen das Volk zur Aufrechterhaltung ihrer maroden Ordnung,
ihrer Gier nach noch mehr Profit und nach Machterhalt.
Verpisst euch mit eurem Olympia!
Wir wollen keine Spiele auf dem Rücken des Volkes!
Wehrt euch und kämpft - Für unsere Interessen und die Macht unserer Klasse!
Wir wollen keine Spiele auf dem Rücken des Volkes!
Wehrt euch und kämpft - Für unsere Interessen und die Macht unserer Klasse!
Jugendwiderstand Berlin
März 2015
März 2015