14. März 2015

Olympia: Keine Spiele auf dem Rücken des Volkes!

Bereits im Herbst letzten Jahres hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bestätigt, dass sich die BRD um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele 2024 und eventuell auch 2028 bewerben wird und schickt neben Hamburg auch Berlin ins Rennen um den Austragungsort.

Die endgültige Entscheidung, welche der beiden Städte als Kandidat für die offizielle Bewerbung beim International Olympic Comittee (IOC) in Frage kommt, wird der DOSB am 21. März bekannt geben.

Berlin kann Olympia“

Während die Herrschenden ihr Märchen der „nachhaltigen und demokratischen“ Spiele verbreiten versuchen sie durch scheinbar repräsentative Umfragen (etwa 1500 Menschen nahmen in Berlin teil) die Bevölkerung davon zu überzeugen, sie hätten auch nur den Hauch einer Chance in diesem Schauspiel irgendetwas mitzureden, geschweige denn mitzubestimmen.

Die Kampagne des Berliner Senats und der davon profitierenden Konzerne - ob Tourismusbranche oder Verkehrsbetriebe - den Menschen dieser Stadt zu vermitteln, dass es auch in Ihrem Interesse sei die Olympischen Spiele in unserer Stadt auszutragen ist an Heuchelei und Lächerlichkeit kaum zu übertreffen.

Wir Berliner spüren auch ohne Olympische Spiele tagtäglich am eigenen Leib, wie das Milliarden-Geschäft des Tourismus und die „Aufwertung“ unserer Stadt nach den Interessen des Kapitals unsere Viertel zerstört und für eine stetige Verschlechterung unserer Lebensumstände sorgt, seien es mangelnder Wohnraum, steigende Mieten oder permanente Fahrpreiserhöhungen.


Die ganze Welt in unserer Stadt“

Während der deutsche Imperialismus für seine Interessen auf allen Kontinenten plündert und mordet und die mit deutschen Waffen aus ihrer Heimat Vertriebenen wie Vieh behandelt, in Container steckt und abschiebt, wollen die Herrschenden uns nun vorgaukeln, wie weltoffen und gastfreundlich sie sind.
Willkommen ist nur, wer es sich leisten kann und Geld in der Tasche hat, aber wir wollen weder Olympia, noch wollen wir seine zahlungskräftigen Gäste in unserer Stadt.

Schauen wir uns an, welche verheerenden Folgen beispielsweise die Olympischen Spiele 1996 in Atlanta, 2012 in London oder die Fußball Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien für die dort lebenden Menschen und vor allem die Ärmsten hatten, dann zeigt sich sehr deutlich, dass diese Großevents der Bonzen auf dem Rücken des Volkes ausgetragen und mit seinem Blut bezahlt wird.

Für die Kosten der Austragung der Spiele in Berlin rechnet der Senat mit 2,5 Milliarden Euro, in London haben sich 2012 die veranschlagten 2,6 Milliarden Pfund vorerst mehr als verfünffacht und bei weiteren Untersuchungen kam man auf fast das zehnfache der geplanten Summe. Aber abgesehen von diesen immensen Beträgen äußerten sich die direkten Auswirkungen in den verschiedenen Städten im Abriss tausender Sozialwohnungen, mehreren tausend Zwangsräumungen, der großflächigen Aufwertung und Sanierung ganzer Stadtteile, in denen sich die einfachen Leute aus der Arbeiterklasse danach den Wohnraum, durch den enormen Anstieg der Mietpreise, schlichtweg nicht mehr leisten konnten.


Als 2014 einige Bedingungen des „Host-City-Vertrags“, dem Gastgebervertrag der IOC mit dem Olympia-Bewerber Oslo veröffentlicht wurden, regte sich der Unmut der Osloer dermaßen, dass die Regierung sich kurz darauf gezwungen sah, die Bewerbung zurückzuziehen.
Neben eigens für die korrupte IOC-Bande eingerichteten „olympischen Fahrbahnen“, die von der Bevölkerung nicht genutzt werden dürfen und der vollen Kontrolle über alle Werbeflächen der ganzen Stadt, während der gesamten Dauer der Spiele, war darin beispielsweise festgelegt, dass die Ausrichter-Stadt eigene Autos mit Chauffeur für die IOC-Spitze, IOC-Mitglieder und Gläubiger, sowie die neuesten Mobiltelefone der Marke Samsung für alle Mitglieder anschaffen und bezahlen muss.

In Brasilien gab es monatelange große und gewaltsame Proteste, die ihren Höhepunkt im Sommer 2013 hatten, als bis zu eine Millionen Menschen gleichzeitig in mehreren Städten aufstanden, auf die Straße gingen und sich teilweise schwere Kämpfe mit der Polizei lieferten. Grund dafür war die Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und die damit einhergehende Ausplünderung und Unterdrückung des Volkes in Form von heftigen Angriffen auf die Armenviertel, Vertreibung von Ureinwohnern, massiver innerer Aufrüstung des staatlichen Unterdrückungsapparats, sowie Fahrpreiserhöhungen und soziale Kürzungen. Dass es sich lohnt nicht einfach klein beizugeben, sondern sich zu erheben und zu kämpfen, bestätigt sich im kleinen darin, dass die Bustarif-Erhöhungen in Rio de Janeiro und São Paulo schließlich, nach dem enormen Widerstand des brasilianischen Volkes, zurückgenommen wurden.

Die Folgen sind überall, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß und an die Bedingungen vor Ort angepasst, die selben.
So werden auch wir, sollte Olympia nach Berlin kommen, nicht nur mit steigenden Mieten, Fahrpreiserhöhungen, tonnenweise Werbemüll und einem Ansturm widerlicher Eventtouristen mit den Taschen voller Kohle konfrontiert werden, sondern außerdem mit Unmengen an Bullen, Gesetzesverschärfungen und Sonderregelungen, Sperrzonen, willkürlichen Kontrollen und massiver (Video-)Überwachung. All das steht in absolutem Widerspruch zu den Interessen unserer Klasse und der breiten Massen in dieser Stadt.

Bei den letzten Olympischen Sommerspielen in London gab es neben einem totalen Demonstrationsverbot auch den Einsatz tausender Soldaten im Landesinneren. Das sind nichts anderes als Trockenübungen zur großflächigen Aufstandsbekämpfung mit Militär und Polizei.
Ihre Legitimation dafür bieten nach wie vor die selben Lügen – Sie reden von „Terrorismusabwehr“ und „innerer Sicherheit“, doch wir wissen aus Erfahrung sehr gut, dass es nichts anderes bedeutet als noch mehr Unterdrückung und Terror gegen das Volk zur Aufrechterhaltung ihrer maroden Ordnung, ihrer Gier nach noch mehr Profit und nach Machterhalt.

Verpisst euch mit eurem Olympia!
Wir wollen keine Spiele auf dem Rücken des Volkes!
Wehrt euch und kämpft - Für unsere Interessen und die Macht unserer Klasse!

Jugendwiderstand Berlin
März 2015