8. März 2015

08. März: Keine Schlampen, keine Heiligen - wir sind Revolutionärinnen!

Keine Schlampen, keine Heiligen – wir sind Revolutionärinnen!

Die Tradition Clara Zetkins und Rosa Luxemburgs in Ehren haltend wollen wir anlässlich des Frauenkampftages am 8. März 2015 unseren Aufruf an alle Frauen richten: Seid mutig! Wehrt euch und kämpft!

Was ist der 8. März?

Der 8. März ist der internationale Frauenkampftag und hat eine über 100-jährige Tradition. Damals, am Anfang des 20. Jahrhunderts, versammelten sich gemeinsam mit Sozialisten aus aller Welt mehrere hundert sozialistische Frauen, um für ihre Gleichberechtigung zu kämpfen. Sie bewiesen Mut und Stärke und mit den weiblichen Volksmassen im Rücken erkämpften sie in den darauffolgenden Jahren unter anderem das Frauenwahlrecht in vielen Ländern. Seitdem hat sich der internationale Frauenkampftag als ein wichtiger Tag in der Frauenbewegung etabliert und wird auf der ganzen Welt jedes Jahr mit politischen Kundgebungen und Demonstrationen, internationalen Frauenzusammenkünften und Festen gefeiert.

Hierzulande

Es ist nicht neu, dass Frauen von wirklicher Gleichstellung mit Männern weit entfernt sind. Seien es Lohnunterschiede bei gleicher Arbeit, miserable Arbeitsverhältnisse auf Grund von familiären Verpflichtungen oder Benachteiligung bei Stellensuche wegen möglicher Schwangerschaft, Beispiele gibt es trotz formaler Gleichberechtigung und fortgeschrittener „Emanzipation“ genug. Doch wir fragen weiter: Ist Gleichstellung zwischen Männern und Frauen innerhalb der herrschenden Gesellschaftsordnung das, was wir wollen? Gleichermaßen unterdrückt sein und das Leben nach fremdem Profitstreben gestalten? Nein. Des Weiteren fragen wir: Was ist die Wurzel der Frauenunterdrückung? Ist es die aggressive männliche Natur? Gilt es deshalb vor allem, die Männer zu bekämpfen? Nein. Wir sagen: Die Unterdrückung der Frau hat ihre Wurzel in der Unterdrückung des Menschen durch den Menschen auf Grund von Eigentumsverhältnissen; das bedeutet in der Klassenstruktur der Gesellschaft und ist Teil des Widerspruchs zwischen Bourgeoisie und Proletariat. Somit ist die Befreiung der Frau innerhalb der herrschenden imperialistischen Gesellschaftsordnung nicht möglich, sondern ist erst nach der sozialistischen Revolution und den zur Umgestaltung der Gesellschaft notwendigen Kulturrevolutionen zu erreichen. Da der bürgerliche Staat über eine immense Kriegsmaschinerie verfügt, um seine Macht durchzusetzen und aufrechtzuerhalten, müssen die unterdrückten Klassen unter Führung der Kommunistischen Partei um ihre Befreiung kämpfen und ihre eigene Strategie und Taktik des Widerstands entwickeln. All dies können wir nur in Angriff nehmen, wenn wir verstehen, dass die Grenze nicht zwischen Geschlechtern oder Nationalitäten, sondern zwischen den Klassen verläuft und es uns als Ziel setzen, mit den Männern gemeinsam zu kämpfen, sich selbst und sie zu erziehen, mit mutigem Beispiel vorangehen und lernen Stärke zu zeigen.

Ein Blick über den Tellerrand hinaus...

Allgegenwärtig ist die Gewalt der herrschenden Klasse gegenüber den unterdrückten Klassen auf der ganzen Welt. Und innerhalb dessen tritt die Gewalt gegenüber Frauen noch krasser zutage. Allein in den letzten Monaten sind unzählige Gräueltaten bekannt geworden, die an Frauen verübt wurden. Sei es die Vergewaltigungsserie in Indien, die Vergewaltigung und Zerstückelung einer jungen Frau in der Türkei, der grausame Mord an der hochschwangeren 19-jährigen Maria in Berlin oder die Zahlen häuslicher Gewalt, die täglich veröffentlicht werden – all dies sollte uns die Augen für das wahre Gesicht dieser Weltordnung öffnen und uns nicht kalt lassen! Denn es sind keine Zufälle und die Frauen sind nicht "selber schuld", wie oft gerne zwischen den Zeilen behauptet wird. Hinter all dem steht ein Prinzip – das Prinzip der imperialistischen Weltordnung; der Klassenstruktur der Gesellschaft und die Ausbeutung und Unterdrückung der unteren Klassen zur Machterhaltung der oberen.

In den imperialistischen Ländern wie Deutschland, in denen die bürgerliche Meinungsformung ihr Monopol weitgehend durchgesetzt hat, werden Menschen erfolgreich daran gehindert, die richtigen Schlüsse aus diesen Ereignissen zu ziehen und den Mut zum Auflehnen zu finden. Viele "empören" sich, wollen aber die Bequemlichkeit des Lebens in relativem Wohlstand und Frieden nicht aufgeben (bemerkenswert ist, dass die meisten davon aus den höheren Gesellschaftsschichten kommen und über ein stabiles Einkommen verfügen) und versuchen, innerhalb des imperialistischen Systems etwas zu ändern, was über "Verhältnisse wegtanzen" nicht hinauskommt. Deshalb ist die Frauenbewegung in Deutschland am Boden und hat mit 99% der Frauen, die tatsächlich ein objektives Interesse an grundlegenden Veränderungen haben, nichts zu tun.

In anderen Teilen der Welt sieht es anders aus: In Indien, wo die Frauen bekanntermaßen um ein vielfaches offensichtlicher unterdrückt werden, haben die Frauen ihr Schicksal in die Hand genommen und führen in der Kommunistischen Partei und ihrer Guerilla-Armee zu Tausenden den bewaffneten Kampf gegen die Ausblutung ihres Landes und ihrer Mitmenschen durch die ausländischen Imperialisten und ihre einheimischen Diener – und es werden täglich mehr. In der Ukraine wehren sich Frauen mit verzweifeltem Mut gegen das sinnlose Morden, gegen das Wegwerfen der Leben ihrer Söhne und Ehemänner für die Interessen der Herrschenden und gegen die Versklavung ihres Landes – und zwar sowohl auf der westlichen als auch der östlichen Seite. Und auch hier in unserer Nähe erwacht die proletarische Frauenbewegung zu neuem Leben; so sind z.B. in Österreich neue Organisationen entstanden, die im Interesse der breiten Frauenmassen ihre Aktivitäten entfalten, einen klaren Klassenstandpunkt haben und mit mutigem Beispiel vorangehen. Hierbei ist wichtig anzumerken, dass die größten Fortschritte in Richtung weiblicher Emanzipation in der frühen Phase des Aufbau des Sozialismus in der Sowjetunion und in China1 gemacht wurden. Beispielhaft waren die Einführungen von gemeinschaftlich betriebenen Kinderbetreuungseinrichtungen und Kantinen, die einen erheblichen Teil der von den Frauen unentgeltlich betriebenen Haushalts- und Erziehungsarbeit aus dem engen patriarchalischen Kreis der Familie herausholten und an die Gemeinschaft weitergaben, was den Frauen die Möglichkeit gab, sich zu bilden und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Die Frauen nahmen ihre Geschicke selbst in die Hand und trieben den gesellschaftlichen Fortschritt mit großem Mut für Neues voran.

Keine Schlampen, keine Heiligen – wir sind Revolutionärinnen!

Wir sagen: unsere Unterdrückung entspringt nicht der “naturgemäßen Ordnung“, sondern ausbeuterischen Eigentumsverhältnissen, die in der heutigen imperialistischen Weltordnung ihren Höhepunkt gefunden haben. Da wir das verstehen, liegt es in unserer Pflicht, den Kampf dagegen aufzunehmen. Es wird viel Mut brauchen und wir werden hart an uns arbeiten müssen; wir werden Angst haben und Unterstützung finden, wir werden müde werden und unsere Stärke aus dem gemeinsamen Kampf ziehen, aber es lohnt sich für den Tag zu kämpfen, an dem die Frauen keine Schlampen und keine Heiligen sein sollen, sondern frei, gleich, stolz und stark!

Wir tragen die Hälfte des Himmels – und wir werden sie erobern!

Frauen – wehrt euch und kämpft!

1 Literaturtipp hierzu: „Die Hälfte des Himmels“ von Claudie Broyelle

Frauen - wehrt euch und kämpft!

Wandzeitung zum 08. März